Gantz und Netanjahu vereinbaren grosse Koalition in Israel

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Israel,

Benjamin Netanjahu und Benny Gantz haben es geschafft, in Israel eine grosse Koalition zu bilden. Die Lösung ist speziell.

Regierungsbildung Israel
Die Bildkombo zeigt Benny Gantz, Vorsitzender des Bündnisses Blau-Weiss, und Benjamin Netanjahu, Premierminister von Israel. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • In Israel haben Likud und Blau-Weiss eine grosse Koalition gebildet.
  • Benjamin Netanjahu und Benny Gantz konnten sich demnach einigen.
  • Zuerst regiert Netanjahu anderthalb Jahre, dann Gantz.

Israels rechtskonservativer Regierungschef Benjamin Netanjahu und sein oppositioneller Rivale Benny Gantz haben sich auf die Bildung einer grossen Koalition geeinigt. Eine Vereinbarung für eine nationale Notstandsregierung werde im Moment unterzeichnet, teilten Netanjahus Likud-Partei und Gantz' Mitte-Bündnis Blau-Weiss am Montag gemeinsam mit.

Nach Medienberichten ist in der grossen Koalition eine Rotation im Amt des Ministerpräsidenten vorgesehen. Netanjahu soll als Erster eineinhalb Jahre lang das Amt bekleiden und dann von Gantz abgelöst werden. Die umstrittene Einigung soll eine seit mehr als einem Jahr andauernde Pattsituation zwischen Netanjahus rechts-religiösem Block und dem Mitte-Links-Lager um Gantz beenden. Beide Seiten haben betont, angesichts der Corona-Krise sei eine grosse Koalition notwendig.

Demonstrationen in Tel Aviv

Die Verhandlungen waren immer wieder ins Stocken geraten. Blau-Weiss hatte zuletzt gedroht, ohne eine Einigung werde man am Montag im Parlament ein Gesetz einbringen, das eine künftige Beauftragung Netanjahus mit der Regierungsbildung wegen einer Korruptionsanklage gegen ihn verhindern solle. Am Sonntagabend hatten in Tel Aviv Tausende Israelis gegen Netanjahu und aus ihrer Sicht anti-demokratische Massnahmen unter anderem im Kampf gegen das Coronavirus demonstriert.

Nach der Parlamentswahl in Israel
Benny Gantz vom Oppositionsbündnis Blau-Weiss spricht bei einer Pressekonferenz. - dpa

Ein zentraler Streitpunkt in den Koalitionsverhandlungen war laut Medienberichten die Forderung von Netanjahus Likud-Partei nach einem Vetorecht bei der Besetzung von Richtern. Netanjahu wollte sich demnach ausserdem absichern für den Fall einer Entscheidung des Höchsten Gerichts, dass er wegen einer Korruptionsanklage nicht als Ministerpräsident oder Vize-Ministerpräsident amtieren kann. Er forderte den Angaben zufolge einen Mechanismus zur Umgehung eines solchen Urteils als Teil der Koalitionsvereinbarung.

Im Streit über den Schritt von Gantz war sein Mitte-Bündnis Blau-Weiss zerbrochen. Er tritt daher nur mit dem verbleibenden Teil von Blau-Weiss in die Koalition ein. Das Restbündnis verfügt über 17 von 120 Mandaten im Parlament, während Netanjahus Likud mit 36 Sitzen stärkste Fraktion wurde.

Israel seit 2018 mit Übergangsregierung

Israel wird seit Ende 2018 von einer Übergangsregierung unter Netanjahu verwaltet. Am 2. März hatten die Bürger zum dritten Mal innerhalb eines Jahres ein neues Parlament gewählt. Dabei gab es erneut keinen klaren Sieger, Gantz erhielt aber den Auftrag zur Regierungsbildung. Netanjahu rief unter Hinweis auf die Coronavirus-Krise mehrfach zur Bildung einer Notstandsregierung auf.

Benjamin Netanjahu.
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu. - Keystone

Gantz hatte bislang eine grosse Koalition mit der Likud-Partei mit Netanjahu an der Spitze abgelehnt, weil dieser wegen Korruption in drei Fällen angeklagt ist. Mitte März sagte Gantz jedoch im Parlament mit Verweis auf die Corona-Krise, er werde sich mit aller Macht für die Bildung einer grossen Koalition einsetzen. Kritiker werfen ihm seither vor, er habe sein zentrales Wahlkampfversprechen gebrochen.

Unter dem Eindruck der Corona-Krise war der Beginn des Korruptionsprozesses gegen Netanjahu Mitte März verschoben worden. Er soll nun erst am 24. Mai beginnen. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft Netanjahu Betrug und Untreue sowie Bestechlichkeit vor. Es geht um den Verdacht der Beeinflussung von Medien, angeblich krumme Deals mit Unternehmen und Luxusgeschenke befreundeter Geschäftsleute im Gegenzug für politische Gefälligkeiten. Der Regierungschef hat alle Vorwürfe zurückgewiesen.

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