Geburten in China fallen: «Niemand will noch Kinder haben»

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China,

Trotz Aufhebung der Ein-Kind-Politik geht die Zahl der Geburten in China rapide zurück. Vielen sind die Kosten zu hoch. Die Gesellschaft überaltert. Was bedeutet das für die zweitgrösste Volkswirtschaft?

Besorgniserregender Trend in China: «Niemand will noch Kinder haben.». Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpa
Besorgniserregender Trend in China: «Niemand will noch Kinder haben.». Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zahl der Geburten in China ist im vergangenen Jahr drastisch auf einen «alarmierenden» Tiefstand gefallen.

Im Vergleich zum Vorjahr seien 15 Prozent weniger Neugeborene amtlich gemeldet worden, berichtete das Ministerium für öffentliche Sicherheit in Peking. Die Zahl sei von 11,79 auf 10,04 Millionen gefallen. Experten warnten vor einer Überalterung im bevölkerungsreichsten Land der Erde, die damit noch deutlich schneller als erwartet voranschreitet. Das werde das Wachstum der zweitgrössten Wirtschaftsnation bremsen.

Die jährliche Geburtenrate hatte nach Angaben des Statistikamtes bereits 2019 den niedrigsten Stand seit Gründung der Volksrepublik 1949 erreicht. Als Gründe wurden die hohen Kosten für Bildung und Wohnungen in China genannt. Auch geht die Zahl der Eheschliessungen zurück, während die Scheidungsrate in China hoch ist. Viele Paare warten auch mit der Heirat und gründen erst später Familien.

Die Aufhebung der seit 1979 geltenden Ein-Kind-Politik hatte 2016 nur zu einem leichten Anstieg der Geburten geführt, doch ist die Zahl seither jedes Jahr weiter gefallen. Das genaue Ausmass des Rückgangs wird sich im April zeigen, wenn das Statistikamt die Zahlen für 2020 vorlegen will. Experten wiesen darauf hin, dass die berichtete Zahl der neu beantragten Wohnortregistrierungen (Hukou) nicht alle Geburten abbilden, da viele Babys auch nicht angemeldet werden.

Doch der besorgniserregende Trend ist klar: «Niemand will noch Kinder haben», sagte der Familienplanungsexperte und bekannte Autor Yi Fuxian von der amerikanischen Universität von Wisconsin der dpa in Peking. Die jahrzehntelange Ein-Kind-Politik habe «das Fruchtbarkeits-Konzept der Menschen verändert». «Die Menschen haben sich daran gewöhnt, nur ein Kind zu haben», sagte Yi Fuxian. «Das Konzept ist tief verwurzelt und nur schwer zu ändern.»

Auch seien die Ausgaben, um Kinder in China gross zu ziehen, höher als selbst in fortschrittlicheren Wirtschaftsnationen wie Taiwan oder Südkorea. «Auf der einen Seite ist die Scheidungsrate in China hoch, auf der anderen gehen die Trauungen zurück», sagte Yi Fuxian. «Das ist sehr beunruhigend.» Er warnte vor den wirtschaftlichen Folgen der Überalterung und des Rückgangs der arbeitsfähigen Bevölkerung.

«Wenn die Zahl der Arbeitskräfte geringer wird, beginnt der Niedergang der Wirtschaft», sagte der Experte. Chinas Wachstum werde abflachen. Nach Schätzungen werde der Zuwachs in China in den Jahren 2030 bis 2035 langsamer ausfallen als in den USA, sagte Yi Fuxian. «Es wird unmöglich, die USA als grösste Volkswirtschaft abzulösen.» Experten wiesen auch darauf hin, dass weniger Menschen in Arbeit in China damit immer mehr Ältere versorgen müssen. Heute ist schon jeder fünfte Chinese über 60 Jahre alt.

Die Zeitung «Global Times», die vom kommunistischen Parteiorgan «Volkszeitung» herausgegeben wird, sprach von einer «Warnschwelle», die mit nur noch zehn Millionen gemeldeten Neugeborenen unterschritten worden sei.

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