«Grösste Bedrohung»: Geheimdienst warnt vor russischer Spionage

Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) warnt vor erhöhter russischer Spionageaktivität. Die Schweiz steht dabei im Zentrum für russische Operationen.

Sonja Margelist, Nachrichtendienst des Bundes
Sonja Margelist, stellvertretende Chefin Kommunikation im Nachrichtendienst des Bundes. (Archiv) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) mahnt vor russischer Spionageaktivität.
  • Die grösste Bedrohung durch Spionage soll von russischen Nachrichtendiensten ausgehen.
  • Nebst Cyberspionage soll die Informationsbeschaffung mit menschlichen Quellen erfolgen.

Nach der Abhör-Affäre in Deutschland und Medienberichte über verstärkte Spionageaktivitäten Russlands in Europa: Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) reagiert und verschärft seine Warnung. «Die grösste aktuelle Bedrohung durch Spionage geht von russischen Nachrichtendiensten aus», sagte NDB-Sprecherin Sonja Margelist gegenüber der «SonntagsZeitung».

Nebst Cyberspionage erfolge ein erheblicher Teil der Informationsbeschaffung in der Schweiz mit menschlichen Quellen. «Für diese Aktivitäten werden vor allem die russischen diplomatischen Vertretungen genutzt.»

«Das ist nur die Spitze des Eisberges»

Die Zahl der akkreditierten Diplomatinnen und Diplomaten aus Russland ist jedoch seit Kriegsausbruch in der Ukraine stabil. Laut Aussendepartement sind es aktuell 218 Personen. Von denen sind laut NDB-Lagebericht «mindestens ein Drittel» für die russischen Nachrichtendienste tätig.

Ex-Geheimdienstchef Peter Regli kritisiert dies und sagt: «Das ist nur die Spitze des Eisberges». Er glaubt, dass die meisten russischen Diplomaten im Sold der Nachrichtendienste stehen. Weiter fordert Regli mehr Aktionen gegen die Spionagetätigkeit Russlands auf schweizerischem Boden.

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Regli unterstreicht die Ernsthaftigkeit der Situation mit den Worten: «Europa ist im Krieg.» Er sieht die verstärkte Spionagetätigkeit als Teil einer hybriden Bedrohung und fügt hinzu: «Putin hat das Ziel, Westeuropa zu destabilisieren. Dazu ist eine umfassende Informationsbeschaffung nötig».

Schweiz im Fokus der russischen Spionage

Die Schweiz hat sich bisher gegen das Ausweisen von Spionen entschieden. Dennoch bleibt die Abwehr von russischer Spionage ein Schwerpunkt für den NDB.

Laut «Financial Times» operieren getarnte russische Agenten nun hauptsächlich aus den neutralen Ländern Schweiz und Österreich. Fast ein Drittel der europäischen Missionen Russlands werden mittlerweile von Genf und Wien aus gesteuert.

Boris Bondarew, ehemaliger russischer Diplomat, bestätigt dies: «Genf ist einer der wichtigsten Knotenpunkte für russische Geheimdienste». Er fügt hinzu, dass viele Spione in die Schweiz geschickt werden.

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Kommentare

User #1489 (nicht angemeldet)

Laut Aussendepartement sind es aktuell 218 russische Personen. Von denen sind laut NDB-Lagebericht «mindestens ein Drittel» für die russischen Nachrichtendienste tätig. Was soll jetzt dieses Theater? Ein Anbieterunsversuch der Schweiz an den Hegemonen? Die USA mit all ihren Vertretungen in der Schweiz habe wohl mit all ihren Geheimdiensten mehr als 30% Spione. Das Selbe gilt doch auch für China. Bei den Briten sind es wohl alle die in irgend einer Weise spionieren.

User #2045 (nicht angemeldet)

Unterbeschäftigte Truppe. Gängeln, Fichieren und anderes mehr genügt denen scheinbar nicht mehr.

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