Hisbollah: Darum nutzt die irantreue Miliz die 90er-Jahre-Pager
Nach den explodierenden Pagern in Libanon stellen sich viele die Frage, warum die Hisbollah überhaupt die mobilen Funkempfänger benutzt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Hisbollah hatte ihre Mitglieder angewiesen, Mobiltelefone zu meiden.
- Stattdessen schaffte die irantreue Schiitenmiliz tausende Pager an.
- Israel gelang es offenbar, eine der Ladungen abzufangen und mit Sprengstoff zu versetzen.
In Libanon sind am Dienstag tausende mobile Funkempfänger explodiert. Ihre Träger wurden verletzt, mindestens neun Menschen starben. Die Hisbollah hatte die Pager laut Berichten erst vor wenigen Monaten gekauft – sie seien neu gewesen.
Die grosse Frage: Warum benutzt die irantreue Schiitenmiliz überhaupt Pager? Die Kurzantwort: Aus Sicherheitsgründen! Nach Beginn des Gaza-Krieges hatte die Hisbollah ihre Mitglieder angewiesen, Mobiltelefone zu meiden und stattdessen auf ihr eigenes Telekommunikationssystem zurückzugreifen.
Mit Handys laufen die Mitglieder der Miliz nämlich Gefahr, dass ihre Kommunikation vom israelischen Militär zurückverfolgt, abgehört oder blockiert wird. Bei Handys und Smartphones kann der Aufenthaltsort über GPS oder zumindest Funkzellen ermittelt werden. Oder bei Smartphones über das WLAN, in dem das Telefon angemeldet ist.
Die Pager hingegen sind nicht in einem Netz angemeldet. Das Gerät ist nur ein Empfänger und kann daher nicht geortet werden – und sie nutzen eine eigene Funkfrequenz.
US-Medien: Israel ist für Pager-Explosionen der Hisbollah verantwortlich
Laut US-Medien war das israelische Militär und der Geheimdienst des Landes für den gezielten Angriff verantwortlich. Ihnen soll es gelungen sein, eine Ladung von Pagern taiwanesischer Produktion, die in den Libanon importiert werden sollte, abzufangen. Das berichtete die «New York Times» unter Berufung auf amerikanische und andere Beamte, die über die Operation informiert worden waren.
Demnach wurden die Sprengsätze neben der Batterie jedes Pagers platziert und mit einem Schalter ausgestattet, um sie ferngesteuert zu zünden. Die Geräte detonierten gleichzeitig, nachdem sie am Dienstagnachmittag eine Nachricht empfangen hatten.
Eine Hisbollah-Nahe Quelle sagte der Nachrichtenagentur «AFP», dass «die explodierten Pager eine kürzlich importierte Lieferung von 1000 Geräten betreffen». Sie seien offenbar «an der Quelle sabotiert» geworden.
Israel hat sich bislang nicht zu den Explosionen geäussert.