In Nordamerika und Australien sterben Sprachen am häufigsten
Sprachen sterben aus – und mit ihnen einzigartige Weltsichten. Ein neuer Atlas dokumentiert das globale Phänomen.

Fast 7000 Sprachen werden auf der Welt gesprochen. Aber jeden Monat stirbt eine von ihnen aus. Eine der bedrohten Sprachen ist das Rätoromanische. Der Verlust an Sprachen war noch nie so gross wie derzeit. Am schnellsten schreitet er in Nordamerika und Australien fort.
All dies dokumentiert der «Atlas der vom Aussterben bedrohten Sprachen» anschaulich zusammengefasst in Texten, Infografiken und Karten. Arnfrid Schenk und Stefan Schnell nehmen ihre Leserinnen und Leser mit auf eine Reise von Nordfriesland in Deutschland bis Amazonien auf dem südamerikanischen Kontinent.
Ihr Verdienst: Sie stellen eine Vielzahl sterbender und bedrohter Sprachen vor. Mit jedem Verlust einer Sprache geht auch eine spezifische Weltsicht und ein Schatz an Ideen verloren.
Von Geruchsbeschreibungen bis Trommelsprache
Dafür bietet der Atlas viel Anschauungsmaterial. Es gibt Sprachen, die besonders reich sind in der Beschreibung von Gerüchen, andere charakterisieren Gegenstände danach, ob sie flach, dick oder rund sind. Das im Amazonasgebiet gesprochene Bora wiederum gibt es auch in einer Trommelvariante.
In der Schweiz ist es das Rätoromanische, das auf der Roten Liste steht, in Deutschland Nordfriesisch und Plattdeutsch, die beide im nördlichen Teil des Landes gesprochen werden oder Niedersorbisch, dessen Sprachgemeinschaft im Grenzgebiet von Deutschland zu Polen lebt.
Die Autoren Schenk und Schnell gehen in ihrem Buch auch den Gründen nach, warum Sprachen in die Defensive geraten. Und sie stellen Rettungs- und Wiederbelebungsversuche vor.