Indonesien startet Schule um 5.30 Uhr – Eltern sind wütend
Für Teenager der indonesischen Stadt Kupang beginnt die Schule neuerdings täglich um 5.30 Uhr. Eltern und Experten finden an dem Experiment keinen Gefallen.
Das Wichtigste in Kürze
- Schüler einer indonesischen Stadt müssen um 5.30 Uhr zur Schule.
- Experten warnen vor negativen Folgen des zu frühen Aufstehens und Schlafmangels.
- Einer Studie von 2014 zufolge sollte der Schulbeginn nicht vor 8.30 Uhr sein.
Um 5.30 Uhr morgens ist Schulbeginn. In Kupang, der Hauptstadt der indonesischen Provinz Nusa Tenggara Timur, werden Zwölftklässler von zehn Schulen einem Experiment unterzogen.
Das Ziel: Die Disziplin der Kinder soll erhöht werden. Doch der Schuss scheint nach hinten loszugehen.
Experte: «Hat nichts mit Bildungsqualität zu tun»
Nicht nur die Eltern der etwa 16-jährigen Schüler sind vom frühen Schulstart entsetzt. Auch Experten finden am Experiment der Behörden keinen Gefallen.
«Das hat nichts mit den Bemühungen zur Verbesserung der Bildungsqualität zu tun», wird ein Bildungsexperte der lokalen Universität vom «Guardian» zitiert. Der Schlafmangel könne die Gesundheit der Schüler gefährden. Langfristig entstehe dadurch auch eine Verhaltensänderung.
«Sie schlafen nur ein paar Stunden, und das ist ein ernsthaftes Risiko für ihre Gesundheit. Das führt auch zu Stress und sie werden ihren Stress abbauen, indem sie sich daneben benehmen.»
Teenager brauchen acht bis zehn Stunden Schlaf
Laut einer US-Studie von 2014 sollte der Unterricht für Schüler der Mittel- und Oberstufe frühestens um 8.30 Uhr beginnen. So hätten die Teenager genügend Zeit zum Schlafen. Und die brauchen sie.
Denn in der Pubertät wird das Schlafhormon Melatonin erst später am Tag ausgeschüttet. Jugendliche bleiben als Folge länger wach und verändern ihren Schlafrhythmus. Ein zu früher Schulstart raubt ihnen wichtige Stunden Schlaf.
«Von einem Teenager zu verlangen, morgens um halb neun wach zu sein und Informationen aufzunehmen, ist etwa so, als bitte man einen Erwachsenen nachts um vier Uhr um das Gleiche», zitiert die «NZZ» den Neurowissenschaftler Matthew Walker.
Das amerikanische Center for Disease Control and Prevention (CDC) empfiehlt Teenagern pro Nacht gar acht bis zehn Stunden Schlaf. Startet die Schule nicht zu früh, kann Schlafmangel und damit etwa einer Depression, Angstzuständen und gar Selbstmordgedanken vorgebeugt werden.
Mutter: «Kann das nicht akzeptieren»
In dieser Hinsicht wäre auch der Schulstart in der Schweiz – meistens um 7.30 Uhr – zu früh. Doch international scheint ein späterer Beginn langsam Trend zu sein. Im US-Bundesstaat Kalifornien wurde der Schulstart letztes Jahr nach hinten verschoben, in Australien beginnt die erste Lektion um 9 Uhr.
Im etwas weiter nördlich gelegenen Indonesien traben die Teenager von zehn Schulen nun täglich um 5.30 Uhr an. «Sie müssen das Haus verlassen, während es noch stockdunkel ist, ich kann das nicht akzeptieren», sagt eine Mutter der Agentur AFP. «Ihre Sicherheit ist nicht gewährleistet, wenn es dunkel und ruhig ist.»
Ihre Tochter müsse neuerdings täglich um 4 Uhr morgens aufstehen. «Jedes Mal, wenn sie jetzt nach Hause kommt, ist sie erschöpft und schläft sofort ein.»
