Iran in der Krise: Ex-Präsident Rohani will wieder kandidieren
Der Geistliche Hassan Rohani kritisierte die amtierende Regierung für ihre strengen Massnahmen. Die Jugendlichen im Iran sehen ihn trotzdem nicht an der Spitze.
Das Wichtigste in Kürze
- Ex-Präsident Hassan Rohani möchte wieder als Präsident kandidieren.
- Er kritisierte die Handlungen der Regierung im Iran scharf.
- Doch ob Frauen in seinem Regime freier wären, ist fragwürdig.
Seit Monaten sind Fotos und Videos von iranischen Frauen zu sehen, die um ihre Freiheit kämpfen: Sie tragen westliche Kleidung, kein Kopftuch oder tanzen auf offener Strasse. Was für Europa normal ist, bedeutet im Iran einen Besuch der Sittenpolizei, einen Aufenthalt im Gefängnis oder sogar den Tod.
Irans Ex-Präsident Rohani will kandidieren
Die jüngste Protestwelle wird von der staatlichen Polizei unterdrückt und streng geahndet. Der Ex-Präsident des Irans Hassan Rohani äusserte sich kritisch über die derzeitige Regierung und ihren Umgang mit den Protestierenden. Laut diverser Medienberichte will er nun bei der Präsidentschaftswahl 2024 im Iran antreten.
Der 74 Jahre alte Politiker habe bereits Vorkehrungen für seine Rückkehr auf die politische Bühne getroffen. Dies berichtete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim am Dienstag. Der Geistliche, der dem Reformlager zugeordnet wird, war von 2013 bis 2021 Präsident.
Rohani kritisiert amtierende Regierung im Iran
Mit dem Ausbruch der jüngsten Protestwelle im September 2022 ist die Islamische Republik in eine schwere politische Krise gestürzt. Auslöser war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam. Sie war von der sogenannten Sittenpolizei wegen Verstosses gegen islamische Kleidungsvorschriften festgenommen worden. Der Staat reagierte auf Proteste mit grösster Härte.
Aus Rohanis Sicht fehlt der Regierung unter dem amtierenden Präsidenten Ebrahim Raisi Legitimität. Raisi war im Sommer 2021 mit der niedrigsten Wahlbeteiligung in der Geschichte der Islamischen Republik an die Macht gekommen. Auch das Parlament wird derzeit von Hardlinern dominiert.
Junge Iraner lehnen Rohani ab
In den vergangenen Monaten hatten sich Politiker, die wie Rohani dem Reformlager zugeordnet werden, mit gemässigten Tönen um Versöhnung bemüht. Dennoch lehnen vor allem viele junge Menschen auch Positionen der Reformpolitiker und moderater Konservativer ab. Reformen seien nicht möglich, lautete oft der Vorwurf der Demonstranten, die stattdessen einen Sturz des Islamischen Herrschaftssystems forderten.