Israel nennt weitere Details zur Geisel-Rettung in Gaza
Die Rettung zweier israelischer Geiseln im Gazastreifen ist laut israelischer Armee in einer dramatischen Befreiungsaktion unter heftigem Beschuss erfolgt.

Nach Angaben der israelischen Armee wurden zwei Geiseln im Gazastreifen bei einer dramatischen Befreiungsaktion trotz heftigen Beschusses gerettet. Das israelische Militär habe sich auf den Einsatz auf Basis nachrichtlicher Erkenntnisse seit einiger Zeit vorbereitet und einen geeigneten Moment abgewartet, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Montag. Spezialkräfte seien in den frühen Morgenstunden in ein Gebäude im Zentrum der Stadt Rafah eingedrungen.
Dort seien die beiden männlichen Geiseln im zweiten Geschoss von bewaffneten Terroristen der islamistischen Hamas festgehalten worden. Weitere Terroristen hätten sich in angrenzenden Gebäuden befunden, sagte er weiter. Die Sicherheitskräfte hätten sich schützend vor die Geiseln gestellt und sich dann heftige Schusswechsel geliefert.
Im Zuge der Geiselbefreiungsaktion sind nach palästinensischen Angaben Dutzende Palästinenser getötet worden. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde berichtete von mindestens 70 Toten und mehr als 160 Verletzten. Unabhängig waren die Angaben zunächst nicht zu überprüfen.
In Rafah befinden sich derzeit Hunderttausende Zivilisten, die auf engstem Raum Schutz suchen. Die Pläne Israels für eine Militäroffensive in der überfüllten Stadt stossen international auf starke Kritik.
Unter heftigem Beschuss evakuiert
Nur eine Minute nach der Erstürmung des Gebäudes hat Israels Luftwaffe nach Darstellung Hagaris mit Angriffen im Raum Rafah begonnen, um den Rückzug der Einsatzkräfte zu ermöglichen. Zu diesem Zeitpunkt seien die beiden Geiseln unter heftigem Beschuss aus dem Gebäude evakuiert worden, sagte der israelische Armeesprecher.
Bei den nächtlichen Angriffen des israelischen Militärs wurden nach palästinensischen Angaben zufolge Dutzende Menschen getötet, darunter Kinder und Frauen. Die Angaben beider Seiten konnten zunächst unabhängig nicht überprüft werden.
Nach einer ersten medizinischen Untersuchung vor Ort seien die beiden 60 und 70 Jahre alten Geiseln mit einem Hubschrauber zur weiteren Behandlung in ein israelisches Spital geflogen worden. Dort seien sie mit ihren Familien wieder vereint worden. Sie befanden sich den Angaben nach in einem guten Gesundheitszustand.
Hamas: Mehr als 100 Toten bei Angriffen
Es sind die ersten zivilen Geiseln, die Israel seit dem Massaker der Hamas bisher befreien konnte. Ende Oktober war bereits eine israelische Soldatin von der Armee gerettet worden. Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten bei ihrem brutalen Überfall auf Israel am 7. Oktober 1200 Menschen getötet und weitere 250 verschleppt.
Israels Militär geht seitdem mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive gegen die Hamas und ihre Verbündeten in Gaza vor. Derzeit befinden sich laut Hagari noch 134 Menschen in ihrer Gewalt, von denen aber nach israelischen Angaben rund 30 Geiseln nicht mehr am Leben sein dürften.
Palästinensische Augenzeugen berichteten, in der Nacht sei es im Bereich von Rafah zu heftigen Kämpfen zwischen extremistischen Palästinensern und Soldaten sowie schweren israelischen Angriffen gekommen.
Die islamistische Terrororganisation Hamas sprach in einer Mitteilung von «Massakern» an Frauen, Kindern und älteren Menschen, die zuvor aus anderen Teilen des Gazastreifens geflohen seien. Die Hamas nannte die Zahl von mehr als 100 Toten bei den Angriffen.