Israel-Teenies gehen ins Gefängnis statt zur Armee
Israelis müssen in der Armee dienen, einige weigern sich aber. Dafür werden sie beschimpft, sozial ausgegrenzt und gehen sogar in den Knast.

Das Wichtigste in Kürze
- Armeedienstverweigerung ist in Israel sozial verachtet, Verweigerer müssen in den Knast.
- Einige bevorzugen dies aber gegenüber dem Töten von Kindern.
- Sie sprechen von Apartheid und werfen Israel vor, einen Genozid in Gaza zu begehen
Rund 670 Palästinenser sind seit letztem Dienstag und der Wiederaufnahme des Kriegs durch Israel gestorben. Das Total beträgt laut den von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden über 50'000 Tote.
Israel greift auch wieder am Boden im Gazastreifen an. Soldaten hat das Land genug, der Militärdienst ist für israelische Juden Pflicht.
Einer, der trotzdem nicht dient, ist der 18-jährige Itamar Greenberg, der mit «CNN» sprach. Seine Dienstverweigerung sei der «Höhepunkt eines langen Lernprozesses und einer moralischen Abrechnung».
Er könne die Uniform, die «Töten und Unterdrückung» symbolisiere, nicht tragen, sagt er und spricht von «Genozid». Trete er der Armee bei, werde er Teil des Problems – «ich bin lieber Teil der Lösung».
197 Tage verbrachte er bislang im Gefängnis für seine Weigerung, die meisten davon aus Sicherheitsgründen in Einzelhaft. Denn Wehrdienstverweigerer werden in Israel ausgegrenzt und verachtet.
Er sei als «Antisemit, selbst hassender Jude, Terrorunterstützer und Verräter» beschimpft worden, erzählt Greenberg. Selbst von seiner Familie sei er beleidigt worden.
Das Militär sei «Teil des sozialen Gefüges», schreibt «CNN», der Dienst und die jüdisch-israelische Identität seien verwoben. Und das wird auch gepflegt.
So wird bereits Grundschülern eingetrichtert, dass sie eines Tages Soldaten würden und Kinder beschützten. Unterstrichen wird das mit Besuchen von Armeeangehörigen.
«Es fliegt uns irgendwann um die Ohren»
Weil der Armeedienst auch als Ehre angesehen wird, gibt es nur ganz wenige, die öffentlich zu ihrer Verweigerung stehen. Mesarvot, einer Gruppe, die Verweigerer unterstützt, spricht von wenigen Dutzend.
Die Zahl nehme aber im Vergleich zu vor dem Gazakrieg zu. Zudem gebe es viele Verweigerer, die mentale oder gesundheitliche Probleme geltend machten, um eine Haftstrafe zu verhindern.

Laut Yesh Gvul, einer weiteren Antikriegsgruppe, verweigerten rund 20 Prozent der jungen Erwachsenen den Dienst. Dazu gehörten offene Verweigerer sowie solche, die medizinische Gründe vorgaben.
Zu diesen 20 Prozent wird auch ein anonymer 16-Jähriger, der mit «CNN» sprach, in zwei Jahren gehören. Er habe bereits die nötigen Unterlagen von einem Psychologen, um nicht dienen zu müssen.
Ob er sie aber einsetzen werde, wisse er noch nicht, denn: «Wenn ich wegen ‹psychischer Probleme› nicht diene, ist das, als würde ich der Armee sagen: ‹Ich bin das Problem, nicht ihr.›»
Iddo Elam verweigerte den Dienst und ging dafür wie Greenberg ins Gefängnis. Er sagt: «Ich gehe lieber in den Knast, als Kinder zu töten.»
Lior Fogel umging das Militär dank vorgeschobener mentaler Probleme. Sie habe schon immer «Probleme mit der Armee als Institution, die auf Gewalt und Stärke beruht,» gehabt.
Sie spricht von «Apartheid» und der «aktiven Unterdrückung» der Palästinenser, die die Armee aufrechterhalte. «Es ist nicht nur unmoralisch und schrecklich, sondern es wird uns am Ende auch noch um die Ohren fliegen.»