Jahrzehntelange Haftstrafen nach Putschversuch in Sierra Leone
Wegen einem Angriff auf ein Hochsicherheitsgefängnis in Freetown im November 2023 wurden die Drahtzieher der Aktion nun zu 50 bis 120 Jahren Haft verurteilt.
Ein Militärgericht in Sierra Leone hat 24 Offiziere wegen ihrer Beteiligung an einem Putschversuch im vergangenen Herbst verurteilt. Die Männer erhielten Haftstrafen zwischen 50 und 120 Jahren unter anderem wegen Mordes und Meuterei. Zwei Wochen zuvor hatte ein ziviles Gericht gegen elf weitere Männer jahrzehntelange Haftstrafen verhängt.
Der mutmassliche Drahtzieher, ein früherer Sicherheitsmann von Sierra Leones früherem Präsidenten Ernest Bai Koroma, erhielt eine Gesamtstrafe von 182 Jahren. Koroma, der den westafrikanischen Staat von 2007 bis 2018 regierte und ebenfalls wegen Verrats angeklagt ist, durfte im Januar aus medizinischen Gründen nach Nigeria ausreisen.
Angriff auf Hochsicherheitsgefängnis und Festnahmen
Im November 2023 hatten Bewaffnete die wichtigste Militärkaserne des Landes in der Hauptstadt Freetown sowie ein Hochsicherheitsgefängnis angegriffen und rund 2000 Insassen befreit. Insgesamt wurden 21 Menschen getötet. Die Regierung von Präsident Julius Maada Bio sprach von einem Putschversuch und liess rund 80 Menschen festnehmen.
Bio war erst wenige Monate vor dem Angriff trotz einer schweren Wirtschaftskrise in dem Küstenstaat mit neun Millionen Einwohnern wiedergewählt worden. Er hatte das Amt 2018 als Oppositionskandidat gegen den Nachfolger Koromas gewonnen und Korruptionsvorwürfe gegen Koroma und seine Verbündeten untersuchen lassen. West- und Zentralafrika hat seit 2020 Jahren insgesamt gut ein Dutzend versuchte oder erfolgreiche Staatsstreiche erlebt.