«Kühe sind in Indien mehr wert als Frauen»
Nach wie vor werden in Indien Mädchen abgetrieben und Vergewaltigungen gehören zum Alltag. Immer mehr Inder wehren sich nun dagegen und protestieren für Frauenrechte.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Inder setzen sich für bessere Frauenrechte ein.
- Mit einer Kuhmaske macht ein Künstler auf die Missstände aufmerksam.
- Abtreibungen und Vergewaltigungen gehören immer noch zur Tagesordnung.
Für sein Instagram-Projekt hat Sujatro Ghosh sogar Morddrohungen bekommen: Seit Anfang Juli reist der 24-jährige Künstler durch Indien und fotografiert Frauen mit einer Kuhmaske. Viele Inder fühlen sich dadurch provoziert, denn Kühe sind ihrem hinduistischen Glauben zufolge heilig.
«Kühe sind in Indien mehr wert als Frauen», sagt Ghosh. «Wer Kühen etwas antut, der wird gelyncht.» Selbsternannte Kuhschützer verprügeln oder töten derzeit immer wieder Menschen, die Kühe transportieren oder verdächtigt werden, Rindfleisch zu essen. «Wenn eine Frau misshandelt oder vergewaltigt wird, dann zieht sich der Prozess oft Monate hin – wenn überhaupt etwas passiert.»
Ein unhaltbarer Zustand, finden viele junge Inder. Wie Sujatro Ghosh setzen sie sich deshalb für Frauenrechte ein.
Fronten im Kampf für Gleichberechtigung von Mann und Frau gibt es viele: Auf 1000 männliche Säuglinge kommen laut Volkszählung in Indien im Schnitt nur etwa 919 Mädchen. Obwohl es seit mehr als 20 Jahren verboten ist, Eltern vor der Geburt das Geschlecht ihres Kindes mitzuteilen, werden noch immer Mädchen abgetrieben oder kurz nach der Geburt getötet.
Jährlich werden ausserdem mehr als 30 000 Vergewaltigungen angezeigt; die Dunkelziffer dürfte noch höher sein, schätzen Aktivisten.