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Nach Taliban-Vormarsch: USA und UK schicken Truppen nach Afghanistan

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Die Taliban eroberten Herat, die USA und Grossbritannien reagieren mit der Entsendung von Truppen.

Afghanistan Suspicious Neighbors
Die drittgrösste Stadt Afghanistans, Herat, fiel am Donnestag an die Taliban. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Taliban haben eine weitere Grossstadt in Afghanistan erobert.
  • Die USA und Grossbritannien kündigten an, Truppen ins Land zu schicken.

Die USA wollen angesichts des Vormarsches der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan ihr Botschaftspersonal in den kommenden Wochen auf ein Minimum reduzieren. Ausserdem sollen 3000 zusätzliche Soldaten an den Flughafen Kabul verlegt werden, um den geordneten Abzug von Teilen des Personals zu unterstützen, teilten das US-Aussen- und Verteidigungsministerium am Donnerstag mit.

Die Botschaft in Kabul bleibe aber an ihrem derzeitigen Standort geöffnet, sagte der Sprecher des Aussenministeriums, Ned Price. «Wir haben vor, unsere diplomatische Arbeit fortzusetzen», so Price. «Es handelt sich nicht um eine Evakuierung.

Es handelt sich nicht um einen vollständigen Rückzug«, betonte der Sprecher. Er machte keine Angaben dazu, wie viele Menschen die Botschaft verlassen werden. Man werde sich auf eine »diplomatische Kernpräsenz« vor Ort beschränken.

Die Taliban hätten klar und deutlich gesagt, dass sie nicht darauf aus seien, diplomatische Einrichtungen anzugreifen, so Price. Man werde sich auf die Worte einer Gruppe wie der Taliban aber nicht verlassen. Aus diesem Grund treffe man nun »umsichtige Vorsichtsmassnahmen«.

Das US-Militär will Afghanistan bis Ende August verlassen. Zurückbleiben sollen dem Vernehmen nach nur einige hundert Soldaten - vor allem um die US-Botschaft zu schützen. Der Flughafen in Kabul wurde bisher vor allem von türkischen Soldaten im Rahmen des Nato-Einsatzes in Afghanistan gesichert, dort halten sich aber auch US-Soldaten auf.

Auch Grossbritannien schickt Soldaten

Der sichere Betrieb des Flughafens gilt - zusammen mit einer medizinischen Versorgung - als Voraussetzung dafür, dass Botschaften und internationale Vertretungen im Land bleiben können. Das Ausmass der zeitweiligen Verstärkung der US-Militärpräsenz in Kabul liege bei etwa 3000 Soldaten, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, John Kirby.

Auch Grossbritannien will mehrere Hundert weitere Streitkräfte nach Afghanistan schicken, die bei der Rückführung von Briten aus dem Land helfen sollen. Die 600 zusätzlichen militärischen Kräfte würden in den kommenden Tagen in Kabul ankommen, teilte das britische Verteidigungsministerium am Donnerstagabend mit.

Die Streitkräfte sollten «im Angesicht der zunehmenden Gewalt und der sich rapide verschlechternden Sicherheitslage» insbesondere britischen Staatsbürgern und früheren Angestellten des britischen Militärs dabei unterstützen, das Land sicher zu verlassen, sagte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace.

Taliban eroberten Herat

Am Donnerstag war die drittgrösste Stadt Afghanistans, Herat, an die Taliban gefallen. Auch die zweitgrösste Stadt Kandahar ist schwer umkämpft. Die Afghanen müssten nun «selbst kämpfen, um ihren Staat kämpfen», hatte US-Präsident Joe Biden Anfang der Woche betont. Ihre Streitkräfte seien den Taliban militärisch überlegen, auch in Bezug auf die Truppenstärke. «Aber sie müssen auch kämpfen wollen». Er betonte gleichzeitig, seine Entscheidung zum Abzug nicht zu bereuen.

Zum Zeitpunkt der Entscheidung hatten die USA noch rund 2500 Soldaten in Afghanistan. Inzwischen ist der Abzug eigentlich zu mehr als 95 Prozent abgeschlossen. Die Bundeswehr und die Soldaten anderer Nato-Länder haben Afghanistan bereits verlassen. Deutschland, die USA, Grossbritannien und andere Länder haben ihre Bürger zuletzt wegen der deutlich verschlechterten Sicherheitslage zur schnellstmöglichen Ausreise aus Afghanistan aufgerufen.

Die Internationale Gemeinschaft wird nach Angaben der US-Regierung keine neue afghanische Regierung anerkennen, falls diese die Macht mit Gewalt an sich gerissen haben sollte. Diese «Botschaft an die Taliban» werde später auch in einer gemeinsamen Stellungnahme mit mehreren internationalen Partnern, darunter auch Deutschland, ausgedrückt werden, kündigte Aussenministeriumssprecher Price an. Eine gewaltsame Machtübernahme durch die Taliban würde Afghanistan international isolieren, woraufhin auch Hilfszahlungen eingestellt würden, betonte Price.

Seit dem Beginn des US- und Nato-Truppenabzugs der USA Anfang Mai haben die Taliban massive Gebietsgewinne verzeichnet. Die Islamisten hatten von 1996 bis zur US-geführten Intervention 2001 weite Teile Afghanistans unter ihrer Kontrolle.

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