Ösi-Bergsteigerin: Finanzieller Druck für K2-Helfer ist gross
Die Österreicherin Sabrina Filzmoser war mit dem verunglückten Mohammad Hassan (†27) auf dem K2. Sie hat kein Verständnis für die unterlassene Hilfe.
Das Wichtigste in Kürze
- Mohammad Hassan ist am 27. Juli am K2 tödlich verunfallt.
- Die Österreicherin Sabrina Filzmoser war an dem Tag ebenfalls vor Ort.
- Sie kritisiert die fehlende Hilfe für den Träger, sagt aber auch: «Er war überfordert.»
Ende Juli ist Mohammad Hassan (†27) am zweithöchsten Berg der Welt ums Leben gekommen. Für Diskussionen sorgt insbesondere das Verhalten der anderen Bergsteiger am K2. Denn viele hätten den Pakistaner einfach ignoriert.
Auch die österreichische Ex-Judoka Sabrina Filzmoser hat wenig Verständnis für die Alpinisten, die an diesem Tag am Berg unterwegs waren. Sie selbst war auch am K2, blieb wegen dem Wetter allerdings im Camp. Sie ging nach seinem Unfall also nicht an Hassan vorbei.
Die 43-Jährige sagt dem «Standard»: «Es gibt kein Argument, dass man da nicht anders hätte handeln können.» Und weiter: «Wenn du erste Hilfe leisten musst, tust du es – und wenn du nur Hilfe rufst.»
Filzmoser blieb wegen Wetter im Lager
Das Problem sei, dass sich alle ähnlich verhalten hätten. «Die machen sich selbst keine Vorwürfe, weil jeder das Gleiche macht. Die sind wie eine Schafherde», sagt Filzmoser. Wenn andere sagen, dass Hassan nicht zu retten gewesen sei, dann würden sie denken, dass sie auch nichts tun können.
Hassan selbst hat die Österreicherin vor dem Unfall immer wieder gesehen, allerdings kannte sie ihn nicht wirklich. Sie erzählt: «Wir haben uns nur jeden Tag gegrüsst.»
Ösi-Bergsteigerin: «Er war mit der Situation überfordert»
Filzmoser betont aber, dass nicht nur die anderen Bergsteiger das Problem waren. Denn gefährlich sei auch der finanzielle Druck. «Jeder will irgendwann Kunden führen und auf den K2, weil er da das meiste Geld kriegt», sagt Filzmoser.
Gerade für einen dreifachen Familienvater wie Hassan sei das lukrativ. «Wenn er es rauf und runter schafft, zahlt er fünf Jahre lang die Schule seines Kindes.»
Gemäss Filzmoser war der Pakistaner zudem unerfahren und schlecht ausgerüstet. «Er war mit der Situation da oben sowieso überfordert», sagt sie. Er habe dort auch erstmals eine Sauerstoffflasche verwendet.
Die Stimmung im Lager war laut der Bergsteigerin speziell. Denn: «Die einen haben mit Gipfelkuchen gefeiert. Die anderen haben das Feiern abgelehnt, weil sie wussten, was passiert war.»
Mohammad Hassan war am 27. Juli auf einer Höhe von etwa 8200 Metern gestürzt. Zahlreiche Alpinisten sollen an ihm vorbeigegangen sein, ohne ihm zu helfen, als er noch lebte. Er starb später.
Unter Bergsteigern löste der Vorfall eine grosse Diskussion aus, mehrere Alpinisten meldeten sich daraufhin zu Wort. Pakistan hat eine Untersuchung eingeleitet.