Proteste in Kolumbien: Rücktritt von Calis Stadträten gefordert
Nach wochenlangen regierungskritischen Protesten in Kolumbien hat der Bürgermeister der besonders betroffenen Millionenstadt Cali die Stadträte aufgefordert, ihre Posten zu räumen. «Ich habe beschlossen, den Rücktritt aller Sekretäre und Direktoren zu fordern, um die Teams neu zu formieren und aufzubauen», schrieb Jorge Iván Ospina am Dienstag auf Twitter. Demnach habe er die Entscheidung getroffen, weil die Demonstranten «grössere Anstrengungen fordern». Seit Ende April gibt es in mehreren Städten des Landes Proteste - auch mit Ausschreitungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Mindestens 42 Menschen kamen nach Angaben der nationalen Ombudsstelle während der Protesttage ums Leben, viele unter ihnen durch die Polizei und die meisten in Cali.
Fast alle Toten sind Jugendliche oder junge Erwachsene.
Zunächst hatten die Menschen gegen eine inzwischen zurückgenommene Steuerreform demonstriert. Die meisten Demonstranten haben nun neue Ziele, wie den Widerstand gegen eine geplante Gesundheitsreform und den Einsatz für den brüchig gewordenen Friedensprozess. Der Wirtschaftsminister und die Aussenministerin traten infolge der Proteste zurück.
Kolumbien ist nach Brasilien das bevölkerungsreichste Land sowie der wichtigste Verbündete der USA in Südamerika. Mehr als 50 Jahre herrschte ein Bürgerkrieg, 220 000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. 2016 hatte die kolumbianische Regierung Frieden mit der Farc-Guerilla geschlossen, die Wirtschaft erlebte einen Aufschwung, der Tourismus boomte.