Rebellen rücken auf Kongo-Provinzhauptstadt vor
Die Rebellen in der Demokratischen Republik Kongo setzen ihren Vormarsch fort und bedrohen nun eine weitere Provinzhauptstadt.
Nach der Eskalation im Osten der Demokratischen Republik Kongo rücken die Rebellen den Vereinten Nationen zufolge auf eine weitere Provinzhauptstadt vor. Der für Friedenseinsätze zuständige UN-Vertreter Jean-Pierre Lacroix sagte in New York, die Aufständischen der von Ruanda unterstützten Gruppe M23 und ruandische Truppen seien «etwa 60 Kilometer nördlich von Bukavu und scheinen sich ziemlich schnell zu bewegen.» In Bukavu, der Hauptstadt der Provinz Süd-Kivu, leben mehrere Hunderttausend Menschen.
Die Truppen bewegten sich auch in Richtung eines wichtigen Flughafens nördlich von Bukavu. «Wenn sie jetzt diese Einrichtung übernehmen, wäre das ein weiterer wirklich bedeutender Schritt». Ein UN-Sprecher sagte, dass die Vereinten Nationen als Vorsichtsmassnahme Mitarbeitende aus Bukavu in Sicherheit brächten. In dem Gebiet stehen etwa 1200 Menschen – UN-Leute und ihre Familien – unter dem Schutz der Weltorganisation.
Die M23-Rebellen hatten vor wenigen Tagen Goma angegriffen, die Provinzhauptstadt von Nord-Kivu. Der politische Führer der Rebellen kündigte zuletzt einen Marsch auf die Hauptstadt Kinshasa im Westen des Landes an, um die Regierung von Präsident Félix Tshisekedi zu stürzen. Allerdings ist Kinshasa etwa 1500 Kilometer Luftlinie vom östlichen Teil des Landes entfernt.
Rund 700 Tote bei jüngsten Gefechten
Bei den jüngsten Kämpfen in dem Konflikt sind zwischen dem 26. und 30. Januar Schätzungen zufolge etwa 700 Menschen getötet worden, wie die Vereinten Nationen am Freitag mitteilten. Zudem wurden demzufolge 2800 Personen verletzt. Die UN gehen davon aus, dass die Zahlen weiter steigen werden, sobald mehr Informationen verfügbar sind.
Die M23 ist eine Miliz ethnischer Tutsi – jener Volksgruppe, die vor fast 31 Jahren die Opfer des Genozids in Ruanda waren. Ruandas Präsident Paul Kagame, selbst ein Tutsi, sieht das Engagement Ruandas als Schutz der Tutsi auch im Kongo und macht Sicherheitsinteressen seines Landes geltend.
Denn nach dem Völkermord, den Kagame damals mit dem Einmarsch seiner Exilarmee beendete, flohen die für die Massenmorde verantwortlichen Hutu-Milizen über die nahe Grenze nach Goma. Zudem befeuert der Wunsch nach der Kontrolle der wertvollen Rohstoffe in dem Gebiet den Konflikt.
Experten gehen von einer erheblichen Menge Gold und Coltan aus, die aus dem Konfliktgebiet nach Ruanda geschmuggelt und von dort aus exportiert werden.