Russische Journalistin in Tschetschenien zusammengeschlagen
Die russische Investigativjournalistin Jelena Milaschina ist in Tschetschenien angegriffen und verletzt worden. Maskierte Männer schlugen und bedrohten sie.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine russische Journalistin wurde in Tschetschenien brutal zusammengeschlagen.
- Die maskierten Angreifer zerstörten zudem alle Dokumente und Technik der Reporterin.
- Jelena Milaschina war in der Vergangenheit von Machthaber Ramsan Kadyrow bedroht worden.
Die oppositionelle russische Investigativreporterin Jelena Milaschina ist am Dienstag in der russischen Kaukasus-Republik Tschetschenien zusammengeschlagen und schwer verletzt worden.
Maskierte und bewaffnete Männer hätten ihr Auto auf dem Weg in die tschetschenische Hauptstadt Grosny gestoppt. Im Fahrzeug sass auch der Rechtsanwalt Alexander Nemow, teilte die Menschenrechtsorganisation Memorial mit. Die Männer schlugen demnach auf die beiden Insassen ein und zerstörten alle vorhandenen Dokumente und Technik.
Bilder zeigen die Reporterin nach dem Angriff im Spital. Ihre Hände sind mit Bandagen umwickelt – einer ihrer Finger wurde gebrochen. Ausserdem rasierten die Angreifer ihr den Kopf und übergossen sie mit grüner Farbe.
«Es war eine klassische Entführung», sagte Milaschina gemäss Reuters im Spital einem tschetschenischen Beamten. «Sie warfen unseren Fahrer aus dem Auto, kamen hinein, drückten unsere Köpfe nach unten. Dann fesselten sie meine Hände und hielten mir eine Waffe an den Kopf.»
Gemäss der Menschenrechtsgruppe Memorial wurden Milaschina und Nemow «brutal getreten, sogar in den Kopf und mit dem Tod bedroht.» Während sie geschlagen wurden sollen die Angreifer gesagt haben: «Ihr wurdet gewarnt. Verschwindet von hier und schreibt nichts.»
Auf dem Weg zu Urteilsverkündung
Milaschina und Nemow wollten in Tschetschenien der Urteilsverkündung für Sarema Musajewa beiwohnen. Die 53-jährige Ehefrau eines ehemaligen Richters war vergangenes Jahr aus der russischen Stadt Nischni Nowgorod nach Grosny verschleppt worden. Die Journalistin Milaschina berichtete im oppositionellen Medium «Nowaja Gaseta» ausführlich über Musajewas Fall.
Nemow ist der offizielle Verteidiger der Angeklagten. Trotz einer Stichwunde von dem Angriff erschien er vor Gericht.
Die russische Menschenrechtsbeauftragte Tatjana Moskalkowa sagte russischen Agenturen zufolge, der Vorfall müsse gründlich untersucht und die Schuldigen müssten bestraft werden. Milaschina und Nemow wurden nach russischen Angaben noch am Dienstag in ein Krankenhaus ausserhalb Tschetscheniens gebracht.
Gemäss Kremlsprecher Dmitry Peskow sei auch Wladimir Putin über den Vorfall informiert worden. Er habe diesen als «sehr ernsten Angriff, der energische Massnahmen erfordert», bezeichnet.
Milaschina war bereits 2020 von Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow mit dem Tod bedroht worden. Sie hatte kritisch über den brutalen Umgang mit der Bevölkerung in der Corona-Pandemie berichtet hatte. Die Journalistin recherchiert seit Jahren in Tschetschenien.
Kadyrow führt die islamisch geprägte Republik im Nordkaukasus mit harter Hand. Bürgerrechtler beklagen immer wieder Menschenrechtsverstösse, darunter Folter und Verfolgung. In den 1990er Jahren führte das damals nach Unabhängigkeit strebende Tschetschenien zwei Kriege gegen Russland. Moskau schaffte es mit massiven Angriffen, die Kontrolle über die Region zurückzuerlangen.