Schiffs-Quarantäne wegen Coronavirus: Ansteckungsgefahr immens
Das Wichtigste in Kürze
- Das Kreuzfahrtschiff «Diamond Princess» wurde in Japan unter Quarantäne gestellt.
- Bisher haben sich 64 Menschen an Bord mit dem chinesischen Coronavirus infiziert.
- Viele Passagiere berichten nun auf Social Media von ihrem Leben in der Quarantäne.
So hatten sich die Passagiere des Kreuzfahrtschiffs «Diamond Princess» ihre Reise sicher nicht vorgestellt. Wegen eines Verdachtes auf das Coronavirus wurden die Passagiere des Luxusliners plötzlich unter Quarantäne gestellt. Mit Folgen: Mittlerweile haben sich 64 Menschen mit dem Virus infiziert.
Während die Erkrankten mittlerweile in Spitäler gebracht wurden, harren die übrigen der insgesamt 3700 Passagiere vorerst an Bord aus. Darunter befinden sich auch zwei Schweizer. Ein Ehepaar, wie der Bund am Freitag erklärte.
Zuerst hiess es, die Quarantäne soll sich auf 14 Tage beschränken. Am Wochenende relativierten die Behörden dies wieder. Denn: Eigentlich müsse die zweiwöchige Isolationsfrist mit jeder neu entdeckten Erkrankung jeweils wieder von vorne beginnen.
Das sagte Michael Ryan, Direktor des Notfallprogramms der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an einer Pressekonferenz am Freitag in Genf.
Wie es an Deck des Luxusdampfers zu und her geht, erzählen viele Passagiere auf Social Media. So auch der Brite David Abel. Er veröffentlicht auf Facebook regelmässig Video-Posts. Für die meisten Passagiere sei es eine schreckliche Situation.
Sie dürften ihre Kabine nicht verlassen oder nur mit einem Meter Abstand miteinander sprechen. Besonders schlimm getroffen habe es diejenigen, die eine Kabine im Innern des Schiffs gebucht haben.
Ohne frische Luft
Sie harren ohne Balkon oder Fenster aus und damit ohne frische Luft. Einige hätten durch die Klimaanlage erst Husten und dann Panik vor einer Ansteckung gekriegt. Stecken sich durch die Quarantäne also nicht mehr Menschen an?
Wie das Bundesamt für Gesundheit schreibt, wird das Coronavirus durch Husten und Niessen auf die Schleimhäute eines anderen Menschen übertragen. Ausgeschiedene Viren können aber auch einige Stunden auf Händen oder Oberflächen wie Türklinken überleben.
Aus diesem Grund empfiehlt das BAG infizierten Personen, sich in einem gut belüfteten Einzelzimmer aufzuhalten. Auch alle gemeinsam mit Mitbewohnern genutzte Räume sollten regelmässig gut gelüftet werden.
Damit ist die Gefahr einer Ansteckung unter den Bedingungen des Kreuzfahrtschiffes erheblich grösser. Davor fürchten sich auch die Kreuzfahrt-Touristen. «Wir atmen wiederaufbereitete Luft. Das ist doch keine gesunde Umgebung, in der wir bleiben sollten», schrieb etwa die Amerikanerin Vana Mendizabal.
Am Samstag versuchten Experten, solche Befürchtungen abzuwiegeln. Es gebe derzeit keine Hinweise darauf, dass das Coronavirus über die Luft übertragen werde.
Reederei richtet Hotline für psychologische Beratung ein
Das Leben in Gefangenschaft auf engstem Raum zermürbt die Gäste zunehmend. Aus diesem Grund richtete die Reederei Princess Cruise eine Hotline für deren psychologische Betreuung ein. Die jetzige Situation könne nie dagewesenen Stress und psychologische Probleme auslösen, sagte Vizepräsident Rai Caluori in einem Twitter-Video.
Am Freitag durften die Touristen zum ersten Mal nach Einsetzen der Quarantäne frische Luft schnappen. Je 50 Personen durften mit Atemmasken und Handschuhen versehen rund 90 Minuten an Deck. Eine kleine Abwechslung im aussergewöhnlichen Alltag der Kreuzfahrt-Touristen.