Seit Wochen verstärkt Syrien seine Truppen um Idlib. Bei einem Spitzentreffen am Freitag könnte sich das Schicksal der letzten Rebellenhochburg entscheiden.
Rauch steigt nach einem Bombenanschlag auf ein Rebellenversteck von einem Dorf nahe Kafr Nabuda in der syrischen Provinz Idlib auf.
Rauch steigt nach einem Bombenanschlag auf ein Rebellenversteck von einem Dorf nahe Kafr Nabuda in der syrischen Provinz Idlib auf. - AP Photo

Das Wichtigste in Kürze

  • Der letzten Rebellenhochburg Syriens steht wahrscheinlich ein blutiger Angriff bevor.
  • Die Regierung zieht ihre Truppen um Idlib zusammen.
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Wenige Tage vor einem Syrien-Spitzentreffen verdichten sich die Anzeichen, dass eine blutige Schlacht um die letzte grosse Rebellenhochburg im Nordwesten des Landes bevorsteht. Die Türkei verstärkte ihre Truppen in der Region Idlib weiter. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, zuvor seien Verhandlungen zwischen der Türkei und dem syrischen Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida über dessen Auflösung gescheitert.

Im Zentrum des Landes erschütterten in der Nacht auf heute Sonntag mehrere Explosionen den Militärflughafen Al-Masah nahe der Hauptstadt Damaskus. Den Menschenrechtsbeobachtern zufolge starben dabei mindestens zwei Militärangehörige. Syrische Militärkreise dementierten, dass es sich um einen israelischen Angriff gehandelt habe. Dies berichtete die staatliche Agentur Sana. Die Explosionen seien durch einen Kurzschluss in einem Munitionsdepot ausgelöst worden.

Israel hat in den vergangenen Monaten bereits mehrfach militärische Ziele in Syrien angegriffen. Die Bombardierungen richten sich nach israelischen Angaben gegen die Militärinfrastruktur des Irans.

Letzte Rebellenhochurg

Die Region um die Stadt Idlib im Nordwesten Syriens ist das letzte grosse Gebiet des Bürgerkriegslandes, das noch von Rebellen beherrscht wird. Dominiert werden diese von dem Al-Kaida-Ableger Haiat Tahrir al-Scham (HTS), der früheren Al-Nusra-Front. Syriens Regierung hat dort Truppen zusammengezogen und droht mit einem Angriff. Wegen der fast drei Millionen Zivilisten in der Region warnen Hilfsorganisationen vor einer neuen humanitären Katastrophe.

Am Freitag wollen Russland und der Iran als Unterstützer der Regierung und die Türkei als Schutzmacht der Opposition über die Krise in Syrien beraten. Beobachter rechnen damit, dass sich dort das Schicksal Idlibs entscheiden könnte.

Die türkische Armee hat in der Region zwölf Beobachtungsposten. Berichten syrischer Oppositionsmedien zufolge hatte Ankara mit der HTS-Miliz über deren Auflösung verhandelt, um so einen Angriff der syrischen Regierung abzuwenden.

Türkei befürchtet neuen Flüchtlingsandrang

Die Türkei befürchtet bei einer syrischen Offensive einen neuen Flüchtlingsandrang auf ihre Grenzen. Am Freitag hatte die Regierung in Ankara die HTS-Miliz als Terrororganisation eingestuft, wie aus einer Mitteilung im türkischen Staatsanzeiger hervorgeht.

Die Gruppe hat nach Angaben des UN-Syrienvermittler Staffan de Mistura rund 10'000 Kämpfer in der Region Idlib. HTS hat sich zwar nach eigenen Angaben von Al-Kaida losgesagt, wird aber von zahlreichen Regierungen noch als dessen syrischer Ableger angesehen.

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