Syrischer Whistleblower «Caesar» enthüllt seine Identität

Keystone-SDA
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Syrien,

Der syrische Fotograf «Caesar», bekannt für seine Dokumentation von Folteropfern des Assad-Regimes, gibt seine wahre Identität preis.

TU dresden
Ein syrischer Fotograf, der Folteropfer des Assad-Regimes dokumentierte, enthüllte seine Identität. (Symbolbild) - Depositphotos

Ein syrischer Fotograf, der Zehntausende Bilder von Folteropfern des Assad-Regimes in Syrien aus dem Land schmuggelte, hat seine Identität preisgegeben. Er wurde unter dem Decknamen «Caesar» weltberühmt. In Wirklichkeit heisst er Farid Nida al-Madhan und arbeitete bei der Militärpolizei in Damaskus in der Abteilung für forensische Beweismittel, wie er dem Nachrichtensender Al Jazeera sagte.

Ursprünglich sei seine Aufgabe gewesen, Unfälle zu dokumentieren. Als er statt Unfallopfern jedoch zunehmend durch Folter getötete Menschen fotografieren musste, habe er sich entschieden, Beweise zu sammeln, sagte al-Madhan.

Er habe die Bilder auf USB-Sticks aus den Leichenhallen und Krankenhäusern geschmuggelt, wo die Toten aufbewahrt wurden. Er versteckte sie in Brot oder in seinen Socken, um an Checkpoints nicht gefasst zu werden.

Schockierende Zeugnisse eines Regimes

Von Beginn der syrischen Revolution im März 2011 bis zu seiner Flucht fotografierte er nach eigenen Angaben 55'000 Folteropfer, darunter Männer, Frauen und Kinder, wie er teils unter Tränen berichtete. «Als ich zum ersten Mal eintrat, um die Leichen zu fotografieren, hatte ich das Gefühl, eine menschliche Schlachterei zu betreten», sagte al-Madhan. Er habe Leichen mit herausgeschlagenen Zähnen, ohne Augen im Kopf oder mit gebrochenen Gliedmassen gesehen.

Er habe sich schon zu Beginn der Revolution dazu entschieden, dem Regime den Rücken zu kehren. Aber aus humanitären Gründen habe er so viele Beweise wie möglich sammeln wollen. Nach seiner Flucht 2013 seien Familienangehörige verhaftet und zu Tode gefoltert worden, erzählte al-Madhan.

Beweismittel gegen das Assad-Regime

Die Bilder dokumentieren laut dem früheren UN-Chefankläger David Crane «Tötungen in industriellem Massstab». Sie wurden bereits bei mehreren Strafverfahren gegen Ex-Mitglieder des syrischen Regimes in Deutschland als Beweismittel eingesetzt, etwa in Koblenz und Frankfurt.

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Kommentare

User #5789 (nicht angemeldet)

Wie kann ein Mensch dieses Wissen ertragen? Wird er 55'000 Familienangehörigen über die Schicksale der Folteropfer aufklären können? Es warten wohl viele seit Jahren darauf.

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