Tausende wissen nichts von HIV-Infektion
In Europa sind Tausende Menschen mit dem Aidsvirus infiziert und wissen es nicht. Bis zur Diagnose können rund drei Jahre vergehen - was Experten zufolge viel zu lang ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Im letzten Jahr ist die Zahl der HIV-Infizierten in Europa zurückgegangen.
- Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass tausende Europäer und Europäerinnen nicht wissen, dass sie überhaupt das Aidsvirus in sich tragen.
- Vielfach wird die Erkrankung erst viel zu spät entdeckt.
In Europa haben im vergangenen Jahr mehr als 29’000 Menschen die Diagnose
HIV bekommen. Damit ist die Zahl der neu entdeckten Infektionen nach Angaben
von Gesundheitsorganisationen in den Ländern der EU und des europäischen Wirtschaftsraums
leicht rückläufig. Zugleich aber wüssten Tausende noch nichts von ihrer
Erkrankung, da sie oft erst nach Jahren entdeckt werde.
Etwa jede zweite Diagnose werde erst in einem späten Stadium gestellt,
teilten das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von
Krankheiten (ECDC) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Dienstag mit.
Dadurch hätten Patienten weitaus schlechtere Aussichten und das Risiko einer
Ansteckung steige, erklärte ECDC-Direktorin Andrea Ammon. «Im Schnitt dauert es
drei Jahre von der Infektion bis zur Diagnose - was viel zu lang ist.»
Im Grossraum Europa, zu dem die WHO neben den EU-Staaten auch Länder wie Russland, Kasachstan und Usbekistan zählt, gab es dem Report zufolge 2016 sogar 160’000 neue HIV-Diagnosen. Damit sei die Region die weltweit einzige mit steigenden Infektionszahlen. Die höchste Infektionsrate wurde mit 33,7 HIV-Diagnosen pro 100’000 Einwohnern in der Ukraine gemessen. Unter den EU-Ländern liegt Lettland mit 18,5 Diagnosen pro 100’000 Einwohnern vorn.