Traum aller Achttausender: Berühmter Sherpa vermisst
Tenjen Lama Sherpa bestieg im Sommer diesen Jahres mit Kristin Harila alle Achttausender in Rekordzeit. Nach einem riskanten Aufstieg wird er nun vermisst.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor einigen Monaten machte Tenjen Lama Sherpa aufgrund seines Weltrekords Schlagzeilen.
- Vor einigen Tagen brach er bei einem neuerlichen Wettrennen zu einem riskanten Trip auf.
- Seine Auftraggeberin und er gerieten in eine Lawine - und sind seither vermisst.
Trotz ungünstiger Wetterbedingungen wagten sich die US-Bergsteigerinnen Anna Gutu und Gina Marie Rzucidlo an den Aufstieg des 8'027 Meter hohen Shishapangma im Himalaya. Die Frauen befanden sich in einem Wettlauf miteinander, um als erste Amerikanerin alle 14 Achttausender zu besteigen. Es fehlte nur mehr ein einziger Gipfel – weshalb sich beide zu dem riskanten Trip entschieden.
Am Samstag erfasste dann beide unabhängig voneinander eine Lawine: Gutu und ihr Guide Mingmar Sherpa wurden gegen elf Uhr auf etwa 7'800 Metern Höhe von einer Lawine getroffen. Zwei Stunden später ereilte das gleiche Schicksal Rzucidlo und ihren Guide Tenjen Lama Sherpa nahe dem Gipfel.
Vermisste und Tote nach Achttausender-Versuch
Die Leichen von Gutu und Mingmar konnten noch am selben Tag geborgen werden. Tenjen Lama und Rzucidlo werden jedoch noch vermisst, wie die «Himalayan Times» berichtet. Tenjen Lama hatte erst kürzlich mit der Norwegerin Kristin Harila alle 14 Achttausender in nur drei Monaten bestiegen. Damit haben sie gemeinsam einen Weltrekord gebrochen und die bisher kürzerste Zeitspanne deutlich unterbunden.
Seit dieser Bestleistung steht diese Art des Bergsteigens jedoch unter heftiger Kritik: Es handelt sich um ein tödliches Wettrennen um Rekorde. Gleichzeitig zieht der Achttausender-Tourismus Unerfahrene an und setzt Einheimische unter Druck, als Guides zu fungieren.
Skandalöser Tod eines Höhenträgers
Am Tag, als Harila und Tenjen Lama ihren Rekord aufstellten, starb ein pakistanischer Höhenträger in der Todeszone über 8.000 Meter. «Ich habe versucht, dem Mann zu helfen», sagte Lama im August gegenüber dem «Standard». Doch eine Rettung wäre fast unmöglich gewesen.
Lama betonte damals: «Wenn mir so etwas passieren würde, würde ich auch nicht erwarten, dass man mir hilft. Man ist dort oben alleine». Der 33-jährige Sherpa arbeitete seit 2016 als Höhenguide.
Tenjen Lama ist laut «Standard» überzeugt davon, dass der Achttausender-Tourismus seinem Land gut tut. Für seine zwei Söhne wünschte er sich jedoch eine andere Zukunft: Die Arbeit am Berg sei zu riskant. Dank seiner Arbeit können seine beiden Teenager-Söhne zur Schule in Kathmandu gehen.
Weltrekordhalterin Kristin Harila reist an
Kristin Harila äusserte sich auf Instagram besorgt und befindet sich auf dem Weg nach Kathmandu, um zu helfen.
Am Shishapangma waren insgesamt 52 Menschen, als die Unglücke passierten. Zwei pakistanische Bergsteiger und einige nepalesische Sherpas entkamen nur knapp einem ähnlichen Schicksal. Die meisten Bergsteiger haben nun ihre Expeditionen abgebrochen.