UN: Israels Militäraktion könnte Kriegsverbrechen darstellen
Die UN kritisiert Israels Militäroperationen im Gazastreifen.
Die humanitären Organisationen der Vereinten Nationen haben Israels Vorrücken in Rafah im Süden des Gazastreifens verurteilt. Für die zur Räumung bestimmter Zonen in Rafah aufgeforderte Zivilbevölkerung gebe es keine sicheren Routen Richtung Norden. Und auch keine sicheren Zufluchtsorte mit ausreichend Sanitäranlagen und Nahrungsmittelversorgung.
Dies seien Grundvoraussetzungen für Evakuierungen, sagte die Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros, Ravina Shamdasani, am Dienstag in Genf. Wenn diese nicht erfüllt seien, handele es sich um Zwangsumsiedlungen, die Kriegsverbrechen darstellen könnten. «Es gibt starke Anzeichen dafür, dass diese Militäroperation auf eine Weise ausgeführt wird, die das internationale Völkerrecht verletzt», sagte sie.
Geschlossene Grenzübergänge erschweren Hilfe
«Dieser Morgen ist einer der dunkelsten in diesem sieben Monate langen Albtraum.» Das sagte der Sprecher des UN-Nothilfebüros OCHA, Jens Laerke. Dies, weil Israel die beiden wichtigsten Grenzübergänge geschlossen hat, über die bislang humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gebracht wurde: Rafah und Kerem Schalom.
Über den vor nicht langer Zeit geöffneten Übergang in Erez im Norden könnte nur ein Bruchteil der nötigen Hilfe in den Gazastreifen gebracht werden. Die israelischen Streitkräfte hätten alle Warnungen über die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung ignoriert. «Panik und Verzweiflung breiten sich aus. Die Menschen sind total verängstigt.»
Es gebe kaum Lagerbestände, weil ankommende humanitäre Hilfe immer umgehend verteilt werde. Das Benzin für Generatoren und Lieferwagen reiche womöglich nur einen Tag. «Unsere schlimmsten Befürchtungen sind jetzt offenbar Realität», sagte der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef, James Elder. Nach seinen Angaben müssen Kinder mit amputierten Gliedmassen, die wegen der Überfüllung der Krankenhäuser in Zelten hausten, sich nun auf den Weg Richtung Norden machen.