Unicef muss Schulprogramme für Kinder in Jordanien kürzen
Unicef muss wegen Geldknappheit rund hundert Kinder- und Jugendzentren in Jordanien schliessen. Die internationale Unterstützung fehlt.
Das Wichtigste in Kürze
- Unicef gibt die Kürzungen ihrer Schulförderung von Kindern in Jordanien bekannt.
- Rund 45'000 Flüchtlingskinder erhalten keine Unterstützung mehr.
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef hat wegen zu geringer internationaler Unterstützung mehrere seiner Bildungsprogramme für syrische Flüchtlingskinder in Jordanien gekürzt. Derzeit erhalten nur noch 10'000 statt vorher 55'000 Kinder aus bedürftigen Familien eine monatliche Unterstützung, um ihre Kosten für Lernmaterial, Schuluniformen oder den Schulweg zu decken, wie Unicef Deutschland anlässlich des Weltbildungstags am Samstag mitteilte. Für 2'500 Kinder, die in abgelegenen Siedlungen leben oder eine Behinderung haben, kann zudem kein Schulbus mehr finanziert werden.
Wegen der Geldknappheit müssen voraussichtlich auch rund hundert der von Unicef unterstützten Kinder- und Jugendzentren in Jordanien geschlossen werden, wie Unicef weiter mitteilte. In den sogenannten Makani-Zentren können Mädchen und Jungen an Spiel- und Sportangeboten sowie informellen Bildungskursen teilnehmen und erhalten psychosoziale Hilfe. Nach Angaben von Unicef ist die Hälfte der Einrichtungen von den Kürzungen betroffen.
Kinderarbeit und Frühehe als einzigen Ausweg
«Wir befürchten, dass jetzt mehr geflüchtete Kinder in Jordanien die Schule abbrechen werden, mehr von ihnen drohen in Kinderarbeit oder Frühehen gedrängt zu werden», erklärte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider. «Für die Kinder und ihre Familien bedeutet Bildung Hoffnung und Perspektiven gerade in ihrer bedrängten Situation.»
Die akute Finanzierungslücke für die Bildungsprogramme in Jordanien beträgt den Angaben zufolge rund 8,6 Millionen Dollar (8,3 Millionen Franken). Unicef Deutschland hat deshalb rund 560'000 Franken als Soforthilfe aus privaten Spenden überwiesen und ruft zu weiteren Spenden auf. «Unser aktueller Sofortbeitrag allein kann den Fortbestand der Bildungsprogramme aber nicht sichern. Die Hilfe muss dringend fortgesetzt werden», erklärte Schneider.
Nach Angaben von Unicef waren im vergangenen Schuljahr 126'000 syrische Kinder in Jordanien an Schulen angemeldet. 40 Prozent der syrischen Kinder gingen demnach aber bereits vor den Kürzungen nicht zur Schule.