US geführte Koalition bestreitet zivile Opfer bei Luftangriffen
Das Wichtigste in Kürze
- Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtet über zivile Opfer.
- Die Anti-IS-Koalition bestreitet, dass bei den jüngsten Angriffen Unbeteiligte starben.
Die internationale Anti-IS-Koalition hat Berichte über zivile Opfer bei ihren jüngsten Luftangriffen im Osten Syrien dementiert. Bei den Einsätzen gegen Mitglieder der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in der Provinz Deir Essor seien keine Unbeteiligten getötet worden, teilte die US-geführte Militärallianz heute Sonntag mit. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte zuvor erklärt, unter den 43 Getöteten seien auch 36 Angehörige von IS-Kämpfern.
Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass bei den 19 Luftangriffen auf Stellungen der Dschihadisten am Freitag und Samstag Zivilisten getötet worden seien, erklärte die Anti-IS-Koalition. In der Region seien aber zehn weitere Luftangriffe registriert worden, die nicht von den Verbündeten ausgegangen seien.
Syrische Armee beschuldigt
Der Sondergesandte der US-Regierung für die Anti-IS-Koalition, Brett McGurk, machte am Sonntag indirekt die syrische Armee für diese Bombardements verantwortlich und rief dazu auf, «den unkoordinierten Beschuss» von der anderen Seite des Euphrats einzustellen. Von dort aus nehmen die syrischen Regierungstruppen die IS-Bastion immer wieder unter Beschuss. Die von der Anti-IS-Koalition unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) greifen die Dschihadisten von der anderen Flussseite aus an.
Die Syrische Beobachtungsstelle hatte am Samstag erklärt, bei den Luftangriffen der Allianz auf das Dorf Abu Husn seien insgesamt 43 Menschen getötet worden, unter ihnen 17 Kinder und 19 weitere Angehörige von IS-Kämpfern. Erst am Dienstag waren der Beobachtungsstelle zufolge bei Luftangriffen der US-geführten Koalition auf die Ortschaft al-Schaafa 32 Familienangehörige von IS-Kämpfern getötet worden.
234 getötete Zivilisten
Die in Grossbritannien ansässige Organisation bezieht ihre Informationen von Aktivisten vor Ort und bestimmt anhand des Flugzeugtyps, der Flugbewegungen und der eingesetzten Munition die Urheber von Luftangriffen. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.
Laut der Beobachtungsstelle wurden seit Beginn der Offensive der SDF auf die verbliebenen IS-Hochburgen in Deir Essor im September bei Luftangriffen der Koalition insgesamt 234 Zivilisten getötet, unter ihnen 82 Kinder.
Allianz dementiert Berichte
Die Militärallianz dementierte diese Berichte wiederholt. Nach ihren Angaben kamen bei ihren Luftangriffen seit Beginn des Anti-IS-Einsatzes vor vier Jahren insgesamt rund 1100 Zivilisten in Syrien und dem benachbarten Irak zu Tode. Die IS-Miliz hatte 2014 grosse Gebiete in den beiden Ländern erobert, inzwischen wurden die Dschihadisten aber weitgehend zurückgedrängt.
Am Samstag verlor der IS auch seinen letzten Stützpunkt im Süden Syriens. Soldaten der Regierung von Machthaber Baschar al-Assad hätten den Ort Tulul al-Safa nach einer wochenlangen Offensive eingenommen, teilte die Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die IS-Kämpfer zogen sich demnach in Richtung der Badia-Wüste zurück. Tulul al-Safa liegt zwischen den Provinzen Damaskus und Suweida.