USA sehen vor Nato-Russland-Rat keine Deeskalation in Ukraine-Krise
Heute Mittwoch trifft sich der Nato-Russland-Rat. Die USA kritisieren im Vorfeld, Russland würde sich nicht um Entspannung in der Ukraine bemühen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Nato-Russland-Rat trifft sich erstmals seit Juli 2019.
- Das Zustandekommen des Treffens wird als positiv bewertet.
- Jedoch kritisieren die USA, keine Deeskalation in der Ukraine-Krise zu sehen.
Vertreter der 30 Nato-Staaten und Russlands kommen an diesem Mittwoch (10.00 Uhr) in Brüssel zu Gesprächen über den Ukraine-Krieg und andere aktuelle Streitthemen zusammen. Die Erwartungen an das Treffen sind gering, allerdings gilt schon das Zustandekommen des sogenannten Nato-Russland-Rats als positiv.
Es ist das erste Mal seit Juli 2019, dass beide Seiten in diesem Format Gespräche führen. Die USA kritisierten vor dem Treffen, dass Moskau sich in der Ukraine-Krise weiterhin nicht um Entspannung bemühe. Erwartet wird, dass Russland bei den Gesprächen vor allem für neue Sicherheitsvereinbarungen wirbt.
Diese sollen aus Sicht Moskaus unter anderem den Verzicht der Nato auf eine weitere Ausdehnung und insbesondere auf die Aufnahme der Ukraine umfassen. Die USA haben eine solche Zusage wiederholt ausgeschlossen. Kein einziger der Verbündeten sei bereit, die «Politik der offenen Tür» der Nato zur Verhandlung zu stellen, sagte die US-Botschafterin bei dem Verteidigungsbündnis, Julianne Smith, am Dienstag.
Die Nato dürfte vor allem ein Ende des russischen Truppenaufmarsches in der Nähe zur Ukraine verlangen. Dieser steht nach Einschätzung westlicher Geheimdienste in Zusammenhang mit den Forderungen Moskaus und soll Ängste vor einem russischen Einmarsch in die Ukraine schüren, um die Nato zu Zugeständnissen zu bewegen. Aus dem Auswärtigen Amt hiess es, für Deutschland werde Staatssekretär Andreas Michaelis an dem Treffen in Brüssel teilnehmen.
100'000 russische Soldaten nahe der Ukraine
Nach US-Angaben hat Russland mittlerweile rund 100'000 Soldaten in der Nähe der Ukraine zusammengezogen. US-Botschafterin Smith sagte dem US-Sender CNN, man gehe davon aus, dass Russland noch mehr Truppen an die Grenze verlegen wolle. Derzeit gebe es keinerlei «klare Signale von Deeskalation» durch Russland.
Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, rund 3000 Soldaten sowie Militärtechnik für Übungen in Gebiete unweit der ukrainischen Grenze verlegt zu haben. Die Manöver sollen demnach unter anderem in den Regionen Woronesch, Belgorod und Brjansk abgehalten werden.
Smith unterstrich in einer Telefonschalte mit Journalisten die Geschlossenheit der Verbündeten. Die Nato strebe den Dialog mit Russland an, stehe aber geschlossen gegen Drohungen Moskaus. «Sollte Russland den Weg der Konfrontation und militärischer Aktionen einschlagen, so haben wir dem Kreml deutlich gemacht, dass wir entschlossen reagieren werden.»
Für die russische Regierung wird unter anderem Vizeaussenminister Alexander Gruschko zu dem Treffen im Nato-Hauptquartier erwartet. «Wir werden eine konkrete und substanzielle Antwort auf den russischen Entwurf für Sicherheitsvereinbarungen anstreben», sagte Gruschko vor dem Abflug in Moskau der Agentur Interfax zufolge.
Er erwarte «ernsthafte und tiefgründige» Gespräche. Dabei soll es um «grundlegende Probleme der europäischen Sicherheit gehen», die von den Nato-Ländern viele Jahre lang beschönigt und als unwichtig abgetan worden seien. «Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Stunde der Wahrheit gekommen ist.»
US-Vizeaussenministerin nimmt an Gesprächen teil
Die Nato-Staaten werden von ihren Botschaftern beim Militärbündnis oder von Vertretern aus den Hauptstädten repräsentiert. Für die USA will Vizeaussenministerin Wendy Sherman an den Gesprächen teilnehmen. Sherman führte bereits am Montag die US-Delegation bei bilateralen Gesprächen mit Russland in Genf an.
Konkrete Ergebnisse gab es nicht, sie wurden allerdings ebenfalls als möglicher Schritt hin zu einem längeren Dialog gewertet. Am Donnerstag soll es auch Gespräche über den Ukraine-Krieg im Ständigen Rat der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Wien geben.