Walter Stürm nahm sich vor 20 Jahren das Leben

Keystone-SDA
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Bern,

Walter Stürm verbrachte rund die Hälfte seines Lebens in Gefängnissen oder auf der Flucht. Vor 20 Jahren beging der damals 57-Jährige im Frauenfelder Untersuchungsgefängnis Suizid. Der «Ausbrecherkönig» war dort wegen eines mutmasslichen Banküberfalls eingesperrt.

Walter Stürm
Walter Stürm tippt in seiner Zelle im Untersuchungsgefängnis in Brig, auf einer Schreibmaschine, aufgenommen am 27. März 1993. - SDA

Das Wichtigste in Kürze

  • Walter Stürm, der einer Industriellenfamilie aus Goldach SG entstammte, beschäftigte die Justiz seit seinem 20.

Lebensjahr. Seine Liebe zu schnellen Autos hatte den gelernten Karosseriespengler auf die schiefe Bahn gebracht: Einen Lotus-Sportwagen finanzierte er durch den Verkauf gestohlener Autos. Im Kriminalmuseum der St. Galler Kantonspolizei ist heute noch ein gefälschtes Nummernschild von Stürm zu sehen. Das Corpus Delicti stammt aus dem Jahr 1963.

Insgesamt beging der Berufsverbrecher mehrere hundert Straftaten - vor allem Einbrüche. Es waren paradiesische Zeiten für Räuber - die Geschäfte und Firmenliegenschaften waren noch kaum mit Alarmanlagen und Videoüberwachung gesichert.

Dass er etwas Rechtswidriges tat, war ihm bewusst, es hat ihn aber nicht gestört. Stürm fälschte Pässe, Führerscheine und Fahrzeugausweise, änderte sein Aussehen, seine Identitäten und Autos und tauchte immer wieder im Ausland unter.

Stürm büxte achtmal aus Gefängnissen aus oder kehrte nach Hafturlauben nicht zurück. Letztmals war er 1995 nicht nach Bochuz VD zurückgekehrt. Insgesamt befand er sich acht Jahre «auf Kurve». Besondere Bekanntheit erreichte er durch seinen Ausbruch aus der Strafanstalt Regensdorf im April 1981. Damals hinterliess er in seiner Zelle einen Zettel mit der berühmt gewordenen Bemerkung «Bin beim Ostereier suchen, Stürm».

Immer wieder lehnte er sich mit Beschwerden gegen die Haftbedingungen auf. Von linken Kreisen war er wider Willen zu einer Symbolfigur hochstilisiert worden. Es kam zu Demonstrationen gegen die Isolationshaft. Für eine Lockerung von Stürms Haftbedingungen setzten sich unter anderen der Psychiater Ralf Binswanger, die Journalistin Laure Wyss oder der Schriftsteller Niklaus Meienberg ein.

Weil er in die Sicherheitsabteilung verlegt wurde, trat Stürm am 11. März 1987 erstmals in einen Hungerstreik, den er erst nach etwas mehr als 100 Tagen wieder abbrach. Auch im Berner Inselspital hinterliess er seine Spuren. Dank seiner Beharrlichkeit wurde in der Bewachungsstation ein Spazierhof für die Gefangenen gebaut.

Im Gefängnis von Brig unternahm Stürm im Juni 1992 einen Selbstmordversuch. Im Kantonsspital Genf trat er dann einmal mehr für 120 Tage in den Hungerstreik, um gegen die von ihm behauptete Verschleppung seines Prozesses durch die Walliser Justiz zu protestieren.

Im März 1993 besuchte ihn ein TV-Reporter in Brig in der Einzelhaft. Er lehne sich weiter gegen Autoritäten auf, sagte Stürm. Ein Anwalt, der sich mit dem Gericht arrangiere, habe keinen Wert für ihn. Er habe nur ein einziges Mal eine Pistole benutzt. Seine Schuld sei aber nicht bewiesen. «In Freiheit würde ich am liebsten alte Autos renovieren», sagte Walter Stürm, der 23 Stunden am Tag eingesperrt war.

1992 war er letztmals verurteilt worden; die Strafe von 12 Jahren Zuchthaus wurde 1994 vom Walliser Kantonsgericht auf 10,5 Jahre reduziert. Am 20. Oktober 1998 wurde Stürm nach Verbüssung von zwei Dritteln dieser Strafe bedingt entlassen. Nach sämtlichen 27 Urlauben war er wieder in die Strafanstalt zurückgekehrt.

Seine Anwältin, Barbara Hug, sprach damals davon, dass es ihm gesundheitlich nicht gut gehe. Die rund sechs Jahre, die Stürm in Einzelhaft verbrachte, gingen nicht spurlos an ihm vorbei. Seine Ausbrüche waren nur «Erholungsurlaube» von der Resozialisierung, sagte Stürm im August 1998 in einem Radiointerview.

Die Überraschung war gross, als er im März 1999 zusammen mit dem aus der Strafanstalt Realta ausgebrochenen Hugo Portmann als mutmasslicher Bankräuber verhaftet wurde. Sechs Monate sass er im Thurgauer Kantonalgefängnis Frauenfeld in Untersuchungshaft und verweigerte jede Aussage. Seine Entlassung war vom Bundesgericht wegen Fluchtgefahr abgelehnt worden.

Am 13. September reagierte er nicht, als ihm das Frühstück gebracht wurde. Deshalb schlossen die Polizeibeamten die Zelle auf und fanden ihn tot vor. Er hatte sich mit einem Kehrrichtsack, der regulär in der Zelle auflag, erstickt.

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