Ein Trend auf Tiktok entfacht eine Debatte: Besitzen die Amerikaner eine stärkere und differenziertere Geruchswahrnehmung als Europäer?
Riechen
Können US-Amerikaner besser riechen als Europäer? - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Auf Tiktok geht ein Gerücht um: US-Amerikaner sollen besser riechen können als Europäer.
  • Die Wissenschaft sieht das allerdings eher als unwahrscheinlich an.
  • Doch es gibt sehr viele Faktoren, die den Geruchssinn beeinflussen.
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Ein Video auf Tiktok löste vor kurzem eine hitzige Debatte aus. Dieses wurde von Harrison Szep, der aus Grossbritannien stammt und jetzt in den USA lebt, aufgenommen.

Darin echauffiert er sich darüber, dass US-Amerikaner glauben, Regen riechen zu können. In seiner Heimat hätte er dies noch nie gehört, es sei «lächerlich». Doch viele Menschen widersprechen der Konklusion von Szep, denn sie würden sehr wohl Regen riechen können – das ist sogar wissenschaftlich bewiesen.

Das Video löste eine Welle von Reaktionen aus, in deren Verlauf viele der Meinung waren, Amerikaner hätten ein besseres Geruchsempfinden.

Geruchssinn auch abhängig von Alter und Geschlecht

Es gibt jedoch zahlreiche wissenschaftliche Einwände gegen diese Behauptung. Dennoch wirft die Idee spannende Fragen auf. Was beeinflusst unsere Fähigkeit, zu riechen?

Casey Trimmer, ein Forscher in der Duftindustrie, erklärt, dass neben genetischen Faktoren auch Alter, Geschlecht und Herkunft und sogar unsere kulturellen und individuellen Erfahrungen unsere Geruchswahrnehmungen beeinflussen können.

Hast du das Gefühl, dass du gut riechen kannst?

Interessanterweise hat die Wissenschaft festgestellt, dass es erhebliche Unterschiede zwischen den olfaktorischen Fähigkeiten verschiedener Bevölkerungsgruppen gibt. So haben einige Menschen eine genetische Anfälligkeit, die sie empfindlicher für bestimmte Gerüche macht, während andere für diese Gerüche «blind» sind. Auch innerhalb einer Population können die Geruchssinne variieren, wie «BBC» berichtet.

Bewohner der Cook-Insel haben die feinste Nase

Eine Rolle spielen offenbar auch umweltbedingte und kulturelle Einflüsse. Wein-Sommeliers beispielsweise können bestimmte Nuancen besser unterscheiden als Laien. Und manche Geruchswahrnehmungen hängen von den Wörtern ab, die eine Sprache bereitstellt, um Düfte zu beschreiben.

Man darf auch die Luftqualität nicht ausser Acht lassen, die unseren Geruchssinn stark beeinflussen kann. Eine Studie verglich die Geruchsempfindlichkeit von Menschen aus den Cook-Inseln, Europa und dem bolivianischen Regenwald, wobei die Bewohner der Cook-Inseln die feinsten Nasen hatten – trotz einer Lebensweise, die der in Europa ähnelt.

Weitere Forschung vonnöten

Gleichzeitig sind die aktuellen Methoden zur Messung des Geruchssinns nicht universell anwendbar und die Ergebnisse können stark von kulturellen und genetischen Hintergründen beeinflusst sein. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um eine befriedigende Antwort auf diese Geruchsfrage zu finden.

Aus all diesen Gründen könnte es Unterschiede im olfaktorischen Vermögen zwischen Amerikanern und Europäern geben. Aber ob Amerikaner tatsächlich besser riechen als Europäer, bleibt eine offene Frage.

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