Verrückt: Autor schreibt ganzes Buch ohne ein einziges «E»
Georges Perec gelang vor über 50 Jahren eine literarische Meisterleistung: Er schrieb ein ganzes Buch, ohne den Buchstaben «E».
Das Wichtigste in Kürze
- Mit «La Disparition» gelang dem Franzosen Georges Perec 1969 ein literarischer Coup.
- Das 300 Seiten dicke Buch kommt gänzlich ohne E aus, den häufigsten Buchstaben überhaupt.
- Im Internet staunen die Leser noch heute, wie sowas eigentlich möglich ist.
Georges Perec, französischer Schriftsteller und Dichter, ist schon seit 1982 tot. Doch eines seiner Bücher sorgt noch heute für Staunen. Aktuell sind in den sozialen Medien viele Leser seinetwegen ratlos.
1969 erschien sein Buch «La Disparition». Die deutsche Übersetzung «Anton Voyls Fortgang» folgte Mitte der 80er-Jahre. Beiden gemein ist eine schriftstellerische Eigenheit, die völlig verrückt anmutet: Die Bücher kommen komplett ohne den Buchstaben «E» aus.
Immerhin: Das «E» ist sowohl im Französischen als auch im Deutschen der am häufigsten gebrauchte Buchstabe. Es auf stolzen 300 Buchseiten kein einziges Mal zu verwenden, ist eine enorme Leistung.
Weglassen des Buchstaben «E» als Metapher
Und so überschlagen sich die Internetnutzer in den sozialen Medien auch mit Lobpreisungen. Es sei schlichtweg nicht möglich, Texte ohne ein «E» zu schreiben, zitiert «LAD Bible» einen User. Ein anderer weist allein schon auf den Namen des Autors hin, in dem es vor E's nur so wimmelt.
Und dass sich dann auch noch jemand an eine Übersetzung des Originals wagte, ist für viele so richtig verrückt.
Dabei ist das Schreiben eines Textes unter Weglassung eines Buchstaben eine durchaus verbreitete literarische Übung. Die sogar einen eigenen Fachbegriff hat: Leipogramm beziehungsweise lipogrammatische Auslassung.
Für Perec, so deuten Literaturwissenschaftler sein Werk, besass das Weglassen des «E» einen metaphorischen Charakter. Der Vater starb im Zweiten Weltkrieg, die Mutter wurde nach Auschwitz gebracht und dort getötet. Das fehlende «E» sei eine Metapher auf die Shoah, sagt Professor Maxime Decout gegenüber «France Culture». Es zeige, was passiert, wenn etwas Grundlegendes – wie das «E» in der Sprache oder die Juden – verschwindet.