Darum eskaliert der USA-China-Zoff mit Konsulat-Schliessungen

Felix Müller
Felix Müller

USA,

Die diplomatischen Fronten zwischen China und den USA verhärten sich durch die Konsulat-Schliessungen weiter. Die Beziehungen sind auf einem historischen Tief.

US-Präsident Donald Trump spricht im Weissen Haus zu Pressevertretern - neben ihm steht Chinas Vizepremier Liu He. Foto: Evan Vucci/AP/dpa
US-Präsident Donald Trump spricht im Weissen Haus zu Pressevertretern - neben ihm steht Chinas Vizepremier Liu He. Foto: Evan Vucci/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • China und die USA schliessen je ein Konsulat im anderen Land.
  • Der Konflikt zwischen den beiden Grossmächten erreicht so die diplomatische Dimension.
  • Für Expats wird das Leben im anderen Land immer schwieriger.

Nachdem die Trump-Administration gestern Donnerstag die Schliessung des chinesischen Konsulats in Houston verfügt hat, reagiert Peking jetzt mit der gleichen Massnahme. Es entzog heute dem US-Konsulat in der Grossstadt Chengdu die Lizenz zum Betrieb.

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Die Polizei und Feuerwehr von Houston rückten nach der Ankündigung der Schliessung zum Konsulat aus, weil die chinesischen Angestellten auf dem Dach Dokumente verbrannten. - dpa-infocom GmbH

China forderte die USA erneut auf, ihre Entscheidung zu korrigieren und so die Bedingungen für eine Rückkehr zur Normalität der bilateralen Beziehungen zu schaffen. «Die Verantwortung liegt vollständig bei den Vereinigten Staaten», liess sich das Ministerium in Peking zitieren.

Eiszeit im Hochsommer

Mitten im letzten Sommer vor den US-Wahlen herrscht also Eiszeit zwischen den zwei grössten Volkswirtschaften der Welt. Ein Auftauen der abgekühlten Beziehungen ist nicht in Sicht, denn der Konflikt ist extrem unübersichtlich geworden.

Gestritten wird an vielen Fronten gleichzeitig: Beim Handelskrieg, bei der Spionage-Affäre um Huawei, bei der Corona-Pandemie, um Hongkong, um Chinas Machtansprüche im südchinesischen Meer sowie die Behandlung der Uiguren-Minderheit durch die CCP.

Wie du mir, so ich dir

Dabei zeigen beide Nationen mit dem Finger gegenseitig auf sich, wer damit angefangen hat, ist schon lange nicht mehr auszumachen.

China lässt US-Konsulat in Chengdu schliessen
Wang Wenbin, ein Sprecher des Pekinger Aussenministeriums, gestikuliert während der Pressekonferenz. Als Reaktion auf die Schliessung eines chinesischen Konsulats in Houston, Texas in den USA hat China seinerseits die USA aufgefordert, ihre diplomatische Vertretung in der südwestchinesischen Stadt Chengdu zu schliessen. Ihre Begründung war nahezu identisch. - dpa

Schön illustrieren lässt sich das am jüngsten Beispiel: Das US-Aussenministerium begründete die Konsulat-Schliessung mit der zunehmenden Spionage sowie Einflussnahme auf die amerikanische Politik. Ausserdem sollen die Chinesen geistiges Eigentum gestohlen, amerikanische Manager unter Druck gesetzt und Familien von Amerikanern mit chinesischen Wurzeln in China bedroht haben.

China erklärte ihren heutigen Schritt dann fast schon ironisch ähnlich: Die Amerikaner würden «chinesische Diplomaten und Angestellte einschüchtern, Studenten befragen und ihre elektronische Geräte und Daten konfiszieren, sowie diplomatische Missionen torpedieren».

Leben für Expats wird schwieriger

Die Schliessungen der Konsulate markiert indes einen neuen Tiefpunkt in den ohnehin schon arg gebeutelten Beziehungen der beiden Grossmächte. Nachdem man sich vor knapp zwei Jahren wirtschaftlich durch Strafzölle zu distanzieren begann, folgte im letzten Winter auf gesellschaftlicher Ebene eine Distanzierung durch das Ende des touristischen und studentischen Austauschs.

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Ein Stapel Yuan-Banknoten: Der chinesische Häusersektor ist angeschlagen. (Symbolbild) - dpa-infocom GmbH

Für Expats der beiden Parteien wird so das Leben im anderen Land immer schwieriger. Auch die Schliessung eines Konsulats ist ärgerlich, aber nicht lebensbedrohlich: Sie können ihre Geschäfte immer noch über eines der verbliebenen Konsulate tätigen.

Davon bleiben noch je vier im anderen Land. Und eine Botschaft.

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