Darum spielt China im USA-Zoff die besseren Trümpfe aus

Antun Boskovic
Antun Boskovic, DPA

China,

China will in Hongkong künftig eigene Sicherheitsorgane einsetzen. Die USA drohen Massnahmen an. Die Streitpunkte mehren sich. Verschiebt sich die Macht?

USA China WHO Coronavirus
US-Präsident Donald Trump und Chinas Präsident Xi Jinping reichen sich am 29. Juni 2019 am G20-Gipfel in Osaka die Hand. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein neues Gesetz soll China erlauben, eigene Sicherheitsorgane in Hongkong einzusetzen.
  • Das sorgt für neue Konflikte mit den USA, die mit Massnahmen drohen.
  • Die Corona-Krise könnte die Macht-Verhältnisse zwischen den beiden Staaten beeinflussen.

Diese Woche hat Chinas Volkskongress die Pläne für ein umstrittenes Sicherheitsgesetz in Hongkong gebilligt. Dadurch könnte China künftig «wenn nötig» auch eigene nationale Sicherheitsorgane in Hongkong aufstellen und einsetzen.

Eine Reaktion der USA auf dieses Vorhaben liess nicht lange auf sich warten. Für die US-Regierung ist das ein massiver Eingriff in die Autonomie der chinesischen Sonderverwaltungszone. Die USA haben der Finanzmetropole Hongkong einen Sonderstatus entzogen. Weitere Massnahmen sollen folgen.

Proteste China Hongkong Gesetz
Der pro-demokratische Politiker Tam Tak-chi wird während eines Protests am 24. Mai von Polizisten festgenommen. Die Demonstranten kritisieren Chinas Vorstoss, nationale Gesetzgebung zur Sicherheit auch im semi-autonomen Hongkong durchsetzen zu wollen. - dpa

Doch Hongkong scheint nur ein weiterer Tropfen auf dem heissen Stein im Konflikt zwischen den USA und China zu sein. Die Streitpunkte mehren sich beinahe wöchentlich. Zu den Streitthemen gehören etwa der andauernde Handelskrieg, Chinas umstrittene Territorialansprüche im Südchinesischen Meer, Menschenrechtsfragen zu Uiguren oder Tibetern und viele mehr.

Chinas Aussenminister warnt vor «neuem Kalten Krieg»

Die Beziehungen zwischen den Ländern sind so schlecht wie noch nie. Chinas Aussenminister Wang Yi warnt vor einem «neuen Kalten Krieg». Die Frage stellt sich allmählich, ob die Corona-Krise die globalen Machtverhältnisse verändern wird.

Denn zuletzt trug besonders die Corona-Pandemie zur Verschlechterung der Beziehungen zwischen den beiden Weltmächten bei. Asien-Expertin Elizabeth Economy vom Thinktank «Council on Foreign Relation» sagt: «Sowohl Präsident Trump als auch Präsident Xi Jinping nutzen das jeweils andere Land, um die Aufmerksamkeit von den Herausforderungen ab- und umzulenken, denen sie an der Heimatfront gegenüberstehen.»

China USA Machtkampf
Donald Trump, Präsident der USA, trifft im James-Brady-Raum des Weissen Hauses für eine Pressekonferenz zur Corona-Pandemie ein. - dpa

Tatsächlich stehen in der Corona-Krise beide Staaten schlecht da: Die USA werden durch gesellschaftliche Spaltung und politisches Missmanagement gelähmt. Während China durch Repression, Desinformation und diplomatische Übergriffe negativ auffällt.

Auch deswegen dürfte der Fall Hongkong Trump entgegenkommen: Er kann einmal mehr von den Problemen im eigenen Land ablenken und China als das Böse darstellen.

China nutzt internationale Corona-Krise aus

Dennoch profitiert ausgerechnet China als Ursprungsort der Pandemie von der aktuellen Krise. Xi scheint es geschickt auszunutzen, dass Trump mit der «America-first»-Strategie internationale Organisationen vernachlässigt und momentan mit der Gesundheitskrise und dem Wahlkampf beschäftigt ist.

China WHO Coronavirus USA
Chinas Präsident Xi Jinping bei seiner Ansprache zur Eröffnung der 73. jährlichen WHO-Versammlung. Normalerweise nehmen Gesundheitsminister daran teil, dieses Jahr sind wegen des Coronavirus aber viele Staats- und Regierungschefs selbst dabei. - AP

So sandte China während der Corona-Pandemie Ärzteteams in mehrere Staaten und versorgte über 100 Länder und vier internationale Organisationen mit Hilfsgütern. Hinzu kommt, dass Xi der von Trump kritisierten WHO zwei Milliarden Dollar für die Corona-Bekämpfung versprach. Auch die von den USA hinterlassenen Lücken in internationalen Organisationen werden gefüllt: Aktuell werden vier von 15 UN-Organisationen von Chinesen geführt.

Zweite «Supermacht»?

Zudem arbeitet China in aller Ruhe an den geopolitischen Zielen weiter, um etwa im Südchinesischen Meer seine Gebietsansprüche zu zementieren. Gerade als es dort zu Corona-bedingten Ausfällen von US-Flugzeugträgern kommt. Klar ist: Je tiefer die Krise in den USA ist, umso mehr kann China seine Machtansprüche untermauern und an die Position des bisherigen Hüters der Weltordnung treten.

Volkskongress in China Coronavirus
Xi Jinping, Präsident von China, applaudiert während der Plenarsitzung des chinesischen Volkskongresses in der Grossen Halle des Volkes. - dpa

Es scheint also bereits jetzt klar zu sein, dass China gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen wird. Ob es reicht, sich als zweite «Supermacht» zu etablieren, wird sich zeigen. In einigen Belangen kann China den USA momentan jedoch (noch) nicht das Wasser reichen, so etwa im militärischen Bereich.

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