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Gefälschte historische KI-Fotos kursieren im Internet

Keystone-SDA
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Frankreich,

Historische Bilder, wie das eines Soldaten aus dem Vietnamkrieg, werden mit KI erstellt. Diesen Trend kritisieren Historiker und Künstler weltweit.

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Ein KI-generiertes Bild der Atombombe von Hiroshima. - X / @HeySumith

Das Wichtigste in Kürze

  • Auf den ersten Blick scheinen sie real zu sein: gefälschte historische Fotos im Internet.
  • Solche Bilder sind oft mithilfe von KI generiert.

Eine weinende Mutter mit Kind während der Weltwirtschaftskrise, ein Soldat im Vietnamkrieg: solche Motive sind auf Bildern zu sehen, die derzeit in Online-Netzwerken kursieren.

Auf den ersten Blick scheinen sie reale historische Momente einzufangen, aber sie sind mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt. Nutzerinnen und Nutzer teilen solche vermeintlich historischen Fotos massenhaft im Internet.

KI-Bilder können Geschichte verzerren

Die meist in Schwarzweiss gehaltenen Bilder bergen nach Ansicht von Experten die Gefahr, die Geschichte zu verzerren. Auf Facebook kursierte beispielsweise ein Bild, das die Gebrüder Wright nach ihrem ersten Motorflug im Jahr 1903 zeigen soll. Man sieht ein lächelndes Brüderpaar mit blonden Haaren vor einem Flugzeug posieren.

Machen dir die aktuellen Entwicklungen im Bereich der KI Sorgen?

Dagegen sind auf echten Archivfotos zwei Männer mit Schiebermützen zu sehen, die dem blonden Paar nicht ähneln. Auch die Atmosphäre der Fotografien ist ganz anders. Auf den Originalfotos sind sie entweder mit ernsten Mienen abgebildet oder bloss als ferne Silhouetten zu sehen.

Warum wurde dieses gefälschte Foto produziert? Eine Anfrage der Nachrichtenagentur AFP liess der Urheber der Fälschung unbeantwortet. Allerdings verriet das Bild, welcher Prompt – also welche Anweisung – von ihm in das KI-Programm eingegeben wurde. Demnach sollte eine «feierliche» Atmosphäre geschaffen werden.

Kritik an KI generierten falschen Archivfotos

«KI hat einen Tsunami gefälschter Geschichte verursacht, insbesondere im Bereich der Bilder», beklagt die niederländische Historikerin Jo Hedwig Teeuwissen. In Online-Netzwerken spürt sie unter dem Pseudonym «Fake History Hunter» falsche Behauptungen oder Vorurteile über geschichtliche Entwicklungen auf.

«In manchen Fällen handelt es sich um KI-Reproduktionen tatsächlich existierender Archivfotos. Das ist wirklich seltsam, besonders wenn die Originale sehr bekannt sind», wundert sich die Wissenschaftlerin.

So wurden mit dem beliebten KI-Bildprogramm Midjourney Fälschungen erstellt. Dies haben berühmte Fotografien nachgeahmt: etwa die Tötung von Lee Harvey Oswald, dem mutmasslichen Mörder von John F. Kennedy, im Jahr 1963.

Es gibt auch Midjourney-Bilder, die angeblich die Explosion der Hiroshima-Atombombe am 6. August 1945. Den Einmarsch von Truppen des Warschauer Pakts in Prag im August 1968 oder das Kolosseum im antiken Rom zeigen. Sie alle sind nicht echt.

KI-Bilder bergen Risiken

Den Trend dieser durch KI generierten falschen Archivfotos kritisiert auch Marina Amaral. Die Brasilianerin ist Künstlerin und hat sich auf die Kolorierung alter Fotos spezialisiert. Die Inszenierung von «Ereignissen, die schlecht dokumentiert» sind, bereiten ihr Sorgen.

«Das Risiko besteht darin, dass diese falschen Bilder als historische Fakten angesehen werden. Das kann im Laufe der Zeit unser Verständnis der Geschichte verändern. Und das Vertrauen der Öffentlichkeit in (das Bild) als verlässliche Quelle für das Studium der Vergangenheit schwächen», glaubt Amaral.

Noch sind Marina Amaral und Jo Hedwig Teeuwissen überzeugt: Dank ihres Fachwissens und bestimmter Fehler sind sie in der Lage, das Echte vom Gefälschten zu unterscheiden. KI-generierte Fotos weisen ihren Erkenntnissen zufolge oft noch verräterische Fehler auf: zu viele Finger an einer Hand, nicht vorhandene Details oder andersherum: einen zu perfekten Bildaufbau.

Kommentare

User #6128 (nicht angemeldet)

Manipuliert wird auch ganz offiziel, in vielen Geschichtsbüchern steht heute noch das die Lusitania ein reines Passagierschiff war. Kurzes Zitat (Aus dem Spiegel 1972) Die Legende von der unprovozierten Versenkung eines harmlosen Passagierdampfers nistete sich in angelsächsischen Geschichtsbüchern ein. So behauptete etwa die »Encyclopedia Americana«, die »Lusitania« habe »keine Geschütze. Explosivstoffe oder Granaten« besessen. Seit Mitte dieses Monats müssen die Legendenschreiber die »Lusitania-Mär korrigieren: Zwei Illustrierte, Amerikas »Life« und Frankreichs »Paris Match«, druckten Passagen eines demnächst erscheinenden Buches ab, in dem der britische Publizist Colin Simpson nachweist, daß die Versenkung der »Lusitania« ein konventioneller Akt der Seekriegsführung war. Mein Fazit, KI Bilder und Videos sind gegen viele Geschichtsbücher einfach nur Kinderkram.

User #8146 (nicht angemeldet)

Seid immer schön nett zum Copilot, damit er an euch denkt, wenn er die Welt übernimmt.

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