Mac Pro Käseraffel-Design ist ein Schuldgeständnis von Apple

Felix Müller
Felix Müller

USA,

Apple muss beim Design des neuen Mac Pro von bewährten Grundsätzen abweichen. Denn eine krasse Fehleinschätzung aus der Vergangenheit hat die Firma eingeholt.

Mac Pro
Der neue Mac Pro erinnert an eine Käseraffel. - Apple.com

Das Wichtigste in Kürze

  • Der neue Mac Pro kommt im neuen Look daher.
  • Das Käseraffel-Design ist das Eingestehen einer krassen Fehleinschätzung von früher.
  • Leistungsstarke Modelle sind wieder Zweiteiler.

Zu reden gab seit Apples Keynote gestern neben dem stolzen Preis des neuen Mac Pro vor allem das Design. Schnell wurde dem Gerät wegen der löchrigen Oberfläche der Spitzname «die Käseraffel» zuteil. Für einmal scheint die Ästhetik nicht der definierende Faktor eines Apple-Produktes zu sein. Und das mit gutem Grund, denn damit korrigiert Apple beim Mac Pro eine krasse strategische Fehleinschätzung aus der Vergangenheit.

Design als Katalysator für den Erfolg

Eine kleine Zeitreise: 1998 revolutionierte Apple mit dem ersten iMac das Aussehen von Computern. Das Design des G3 erinnert an ein Ei. Er ist somit wahrscheinlich der erste PC der den heimischen Schreibtisch nicht wie das Kontrollzentrum eines Atomkraftwerks aussehen lässt. Der G3 entwickelt sich zum Verkaufsschlager und markiert den Startschuss der modernen Apple-Ära.

Der G3 von 1998. - Apple

15 Jahre und viel Marktforschung später hat Apple gemerkt, dass ihr einzigartiges Design eines ihrer stärksten Verkaufsargumente ist. Während die Computer der Konkurrenz in klobigen Gehäusen unter dem Tisch verstaut werden, lanciert Apple Einteiler. Bei ihren Produkten sind PC und Bildschirm elegant in einem Stück vereint. Die Massen jubeln und viel wichtiger, sie kaufen.

Nicht alles wurde kleiner

Die technische Entwicklung in der Computerbranche schritt in diesen Jahren rasant voran. Praktisch für Apple ist, dass Prozessoren und Speicherchips nicht nur schneller und besser, sondern auch kleiner werden. Es spielt also ihrer Designphilosophie in die Hände. Nur: Bei Grafikkarten ist das leider nicht so.

Das Problem sind nicht die Grafikkarten an und für sich, sondern ihr benötigtes Kühlsystem. In den letzten Jahren wurden die Grafikkarten darum nicht kleiner, sondern grösser. Ausgeklügelte Kühlsysteme nehmen heute in fast allen PCs den meisten Platz ein.

state of the art
Eine aktuelle Grafikkarte des Herstellers Nvidia. Gut sichtbar sind die grossen Kühlsysteme. - Amazon

Apple hatte aber darauf spekuliert, dass einzelne Grafikkarten nicht grösser werden würden. Sie dachten, dass mehrere kleine Grafikkarten in den leistungsstarken PCs der Zukunft zusammenarbeiten würden. Doch dies passierte nicht, in der Industrie setzte sich stattdessen der Trend durch, einzelne leistungsstarke Grafikkarten mit grossen Kühlsystemen auszurüsten.

Falsch gepokert beim iMac

In Apples iMac-Computer haben diese Grafikkarten aus Designgründen aber keinen Platz. Als Konsequenz ist der Hersteller seit 2013 dazu gezwungen, Laptop-Grafikkarten in den iMac einzubauen. User sind nicht begeistert, und der Umgang mit dem Problem sorgt für weiteren Unmut. In einem herkömmlichen PC ist die Grafikkarte beliebig austauschbar, Apple will für ein Upgrade an iMacs mehrere tausend Franken.

intel6000 grafikkarte
Die Daumen-grosse Intel6000 Grafikkarte wurde eigentlich für Laptops entwickelt. Bis 2015 war sie die Standartausrüstung des iMac. - Intel

Darum folgt auf den «Abfallkübel» in der Mac Pro Serie jetzt also die Käseraffel. Die löcherige Oberfläche sowie ein ausgeklügeltes Kühlungssystem des Mac Pro sollen Apple was Grafik angeht wieder konkurrenzfähig machen. Es ist zu hoffen, der Hersteller aus dieser Episode seine Lehren zieht und die Leistung nie mehr dem Design unterordnet.

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