Nothing Phone (2a): Warum diese Woche alle nach meinem Handy fragten

Stefan Schönbächler
Stefan Schönbächler

Köniz,

Das Nothing Phone (2a) ist genau so ein Blickfang wie die vorhergehenden Modelle des Herstellers. Doch kann die preiswertere Version überall mithalten?

Nothing Phone (2a)
Wie erwartet zog das Nothing Phone (2a) schon während meiner Testphase einige Aufmerksamkeit auf sich. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Nau.ch hat das Nothing Phone (2a) getestet.
  • Es soll eine Budget-freundliche Alternative zu den anderen Nothing-Modellen darstellen.
  • Es übertrifft Phone (1) an allen Fronten und ist alles in allem ein solides Smartphone.

Seit der Lancierung des Nothing Phone (1) hat die Tech-Firma des OnePlus-Mitgründers Carl Pei bewiesen, dass sie in einem Punkt besonders stark ist: Nothing weiss, wie man auf sich aufmerksam macht. Und das trifft nicht nur auf ihr PR-Team zu. Jedes einzelne Nothing-Produkt ist auffallend anders als die breite Masse an Tech-Geräten, welche in den letzten Jahren den Markt flutete.

Doch wenn man sich so stark darauf konzentriert, hervorzustechen, muss man Abstriche in anderen Bereichen machen. Oder?

Was Phone (2a) liefern sollte

Mit dem Phone (2a) verspricht Nothing ein Smartphone, welches der Designphilosophie des Unternehmens folgt und gleichzeitig «die Kernfunktionen von Smartphones» beibehält. Wie seine beiden Geschwister (1) und (2) wird die transparente Rückseite von mehreren LED-Segmenten geziert. (2a) ist nun der Versuch, dieses sogenannte Glyph-Interface mit einem Vorstoss in die nicht-Flaggschiff-Preisklasse erschwinglicher zu machen.

Nothing Phone (2a)
Das Nothing Phone (2a), links, und das Nothing Phone (2), rechts. - Nau.ch

Es ist eher als ein Upgrade zum Phone (1) gedacht. Unfairerweise wird es in diesem Artikel aber dennoch vielerorts mit dem Nothing Phone (2) oder dem Pixel 8 verglichen – und schlägt sich erstaunlich gut.

Erneut ein einzigartiges Design

Das (2a) gehört unverkennbar zur Nothing-Familie. Dennoch ist die Rückseite ganz anders gestaltet als bei (1) und (2). Es gibt weniger LED-Streifen, die Kamera ist anders platziert, eine neue Anordnung von flexiblen Leiterplatten ziert die untere Hälfte.

Die Kamera in die Mitte zu setzen hat den Vorteil, dass das Phone nun nicht mehr «kippt», wenn man es auf die Rückseite legt. Beim Phone (2) fehlt diese Stabilität und mit jedem Druck auf das Display schwappt es hin und her. Dadurch, dass (2a) zwei Linsen besitzt und die NFC-Spule um die Dual-Cam einen Kreis formt, kriegt das Handy schon fast einen anthropomorphen Look. Es erinnert mich ein wenig an WALL-E.

Nothing Phone (2a)
Die untere Hälfte des Nothing Phone (2a) ist frei von LED-Leuchtelementen. - Nau.ch

Die geschwungenen Leiter der unteren Hälfte wurden Massimo Vignellis U-Bahn-Karte von New York nachempfunden. Sie verbinden das Motherboard mit dem Display, der SIM-Karte und dem USB-C-Anschluss. Eine stark abgerundete Glasplatte bedeckt das Ganze. Dadurch liegt das Handy sehr angenehm in der Hand und weist im Vergleich mit dem Phone (2) und einem Google Pixel 8 weniger «scharfe» Kanten auf.

Nothing Phone (2a)
Das Nothing Phone (2a), links, hat eine rundere Glas-Rückseite als das Phone (2), rechts. Dafür hat es auch «nur» einen Kunststoffrahmen im Vergleich zur Alu-Karosserie des Phone (2). - Nau.ch

Dass die Linsen nicht freistehen, sondern von einem «Hubbel» umschlossen werden, ist nicht nach meinem Geschmack. Doch abstehende Linsen sind für mich sowieso ein «nötiges Übel», dass ich wohl auch in der vorhersehbaren Zukunft dulden muss. Das Phone (2) lässt die Linsen frei abstehen – was zwar nicht unbedingt zur Stabilität und Schadensresistenz beiträgt, mich aber eher anspricht.

Nothing Phone (2a)
Bei Sturztests soll sich gezeigt haben, dass die Umschliessung der Kamera das Handy auch schadensresistenter macht. Nachstellen werde ich diese Tests aber nicht. - Nau.ch

Hinnehmen muss man beim (2a) auch eine Reduktion beim Glyph-Interface – vermutlich, weil das die Produktionskosten senken konnte. Statt, dass die ganze Rückseite bedeckt ist, wird hier nur der oberste Bereich damit versehen.

Das tatsächlich praktische Glyph-Interface

Während des Tests ist mir diese vermeintliche Spielerei ans Herz gewachsen. Schon seit meinem ersten Smartphone hatte ich mich gefragt, warum man nicht statt eines hörbaren Benachrichtigungs-Sounds ein rein visuelles Feedback auf der Rückseite einbauen kann, das Nutzer wissen lässt, dass sie eine Nachricht erhalten haben. Erste Hersteller begannen vor einigen Jahren dann, den Kamera-Blitz als eine solche Benachrichtigungsanzeige zu verwenden. Doch wer auch schon frühmorgens von seinen Mit-Passagieren im ÖV durch dieses Feature geblendet wurde, versteht, warum das keine perfekte Lösung ist.

Nothing Phone (2a)
Nicht nur diese Transparenz, sondern auch das Glyph-Interface ist im Smartphone-Markt einzigartig. - Nau.ch

Das Glyph-Interface ist aber weitaus mehr als eine Benachrichtigungsmöglichkeit, die weniger Akku verbraucht, als gleich das ganze Display nach oben zu drehen und eingeschaltet zu lassen. Es bietet verschiedenste Individualisierungs-Optionen – mit dem «Glyph Composer» lassen sich diverse Muster programmieren. Man kann auch einzelnen Apps oder Personen diese Muster oder spezifische LED-Segmente zuordnen. So erkennt man, wer oder was gerade eine Nachricht geschickt hat.

Nothing Phone (2a)
Eines der Glyph-Elemente des Nothing Phone (2a) lässt sich zudem auch als Timer programmieren. Es entleert sich quasi wie eine Sanduhr. - Nau.ch

Schlicht gestaltete Software

Das Glyph-Interface für Testzwecke zu programmieren war übrigens sehr kurzweilig – und hob für mich auch die anderen Software-Stärken des (2a) hervor. Wie die anderen Smartphones von Nothing wird es durch die Android-Variante «Nothing OS» bedient. Und dieses ist geradlinig und macht keinen Blödsinn.

Das Aufsetzen eines Smartphones war für mich schon lange nicht mehr so beschwerdefrei. Es taucht eigentlich keine Bloatware auf. Nur vereinzelte Nothing-Apps zur Steuerung des Glyph-Interface oder um Widgets auf der Startseite zu verankern waren nebst den obligatorischen Google-Apps vorhanden. Bei Samsung und Co. gehört diese Einfachheit längst der Vergangenheit an.

Richtig Spass machte vor allem das Einrichten der Startseite. Nothing OS färbt die meisten bekannten Apps direkt in den eigenen Schwarz-Weiss-Tönen ein. Und das Betriebssystem liefert eine Menge eigener Widgets, die sich beliebig individualisieren lassen. Der daraus resultierende Look ist gleichmässig schlicht und praktisch – und genau nach meinem Geschmack.

Bilder sind fast zu farbig

Als Hauptkamera dient ein 50-Megapixel-Sensor mit einer f/1,88 Blende und einer Sensorgrösse von 1/1,56 Zoll. Es ist ein starkes Upgrade zum Phone (1) und insgesamt gleichstark unterwegs wie Phone (2).

Insgesamt wirken die Bilder des (2a) allerdings etwas übersättigt und schon fast etwas realitätsfern. Das Pixel 8 schoss hier die naturnaheren Bilder, während die Bilder des (2a) natürlich knalliger wirken und auf dem Smartphone-Screen so meistens mehr hergeben.

Mir gefällt, dass Nothing einen sogenannten «Experten»-Modus bietet, bei dem man selbst unter anderem die Lichtempfindlichkeit und Verschlusszeit einstellen kann.

Nothing Phone (2a)
Der Experten-Modus bei Nothing OS. - Nau.ch

Leistung und Display

«Beste Leistung bei optimaler Energieeffizienz» verspricht Nothing mit dem Phone (2a). Entsprechend wurde bei der Auswahl des Chipsets genau hingeschaut. Man entschied sich für den MediaTek Dimensity 7200 Pro – statt bei Snapdragon anzuklopfen, wie es beim (2) der Fall war. Der Dimensity-Prozessor wurde mit dem 4-nm-Prozess von TSMC hergestellt.

Beim Akku machte man allerdings keine Einsparungen – im Gegenteil: Mit 5000 Milliamperestunden ist die Energie-Kapazität sogar noch etwas grösser angesetzt als beim Phone (2). Dieser schafft es auch ans Ende eines zweiten Tages ohne ein Ladekabel sehen zu müssen.

Das (2a) gibt es ausserdem mit 8 oder 12 Gigabyte RAM und entweder 128 Gigabyte oder 256 Gigabyte Speicher. Getestet wurde eine 12-GB-Konfiguration, welche problemlos mit den üblichen Alltags-Aufgaben klargekommen ist.

(2a) kommt mit einem 6,7-Zoll-AMOLED-Display. Es besitzt eine adaptive Bildwiederholrate von 30 bis 120 Hertz und eine Spitzenhelligkeit von 1300 Nits. Aus dem Vergleich mit dem OLED-Bildschirm meines Pixel 8 geht es als Sieger hervor: Es liefert kräftigere Farben und sattere Schwarztöne.

Fazit

Das Nothing Phone (2a) wird schon ab morgen Mittwoch erhältlich sein und je nach Konfiguration zwischen 329 und 379 Franken kosten. Man kriegt dafür ein preiswertes und solides Smartphone, das auch noch auffällt und cool aussieht. «Cooles Aussehen» ist aber Geschmackssache – und wem das Design nicht gefällt, der sucht bei Nothing vergebens nach einem passenden Gerät.

Das Glyph-Interface ist aber nicht nur ein Accessoire. Schon nach einem Nachmittag wusste ich, welche Person mir bei welcher Glyph-Konfiguration geschrieben hat. Dennoch wurde ich nie so stark abgelenkt, wie wenn ich bei meinem Pixel den Bildschirm aus dem Augenwinkel hätte betrachten müssen, um diese Information zu kriegen.

Nothing Phone (2a)
Das Nothing Phone (2a) ist der preiswerteste Weg im Smartphone-Dschungel zu einem einzigartigen Design. - Nau.ch

Nothing OS hat mich absolut abgeholt. Es ist schlicht gestaltet und legt – ein wenig wie frühe Apple-Produkte – trotzdem Wert auf die Benutzbarkeit. Und definitiv nicht, was ich von einem Smartphone mit einem so extravaganten Äusseren erwartet hätte.

Meine Erfahrungen mit dem (2a) fühlten sich gar nicht an, wie mit einem «Handy zweiter Klasse». Die Namensgebung finde ich da fast schon etwas irreführend – verstehe aber, wie man sich an Namen wie «Google Pixel 7a» oder «Samsung Galaxy A54» orientiert. Insbesondere mit dem komplett neuen Design ist das (2a) eher der Beginn einer eigenständigen Serie von Nothing-Phones.

Kommentare

User #4826 (nicht angemeldet)

Mich erinnert es an eine Mäusephalle

User #6115 (nicht angemeldet)

Einfach nur hässlich.

Weiterlesen

Nau.ch
5 Interaktionen
Nothing Phone (2)
5 Interaktionen