Schweizer Programmierer sagen Coronavirus den Kampf an
Das Wichtigste in Kürze
- Dieses Wochenende findet der erste Corona-Hackathon der Schweiz statt.
- Am Online-Event treffen sich Programmierer und Experten zur Suche gemeinsamer Lösungen.
- Während drei Tagen werden digitale Lösungen für aktuelle Corona-Probleme erarbeitet.
Die Ausbreitung des Coronavirus hat eine nie dagewesene Welle der Solidarität ausgelöst. Unzählige Menschen engagieren sich ehrenamtlich, um gemeinsam Lösungen für die aktuelle Krise zu finden.
Die Solidaritätswelle hat auch die Programmierer ergriffen: Dieses Wochenende findet ein 72-stündiger Programmier-Marathon statt. Im sogenannten «Hackathon» wollen Programmierer gemeinsam mit Experten aus dem Gesundheitswesen digitale Lösungen für die Krise finden.
Der Corona-Hackathon ist der erste Anlass seiner Art in der Schweiz. Das Event unter dem Namen #CodeVsCOVID19 verzeichnet bereits über 2500 Teilnehmer.
Grossevent in einer Woche organisiert
«Die Resonanz ist riesig», freut sich Jonathan Isenring, Mitinitiator des Projekts. Isenring und sein Team organisieren seit 2014 den Zürcher Hackathon «HackZurich». Für den Event, welcher einmal im Jahr stattfindet, versammeln sich regelmässig hunderte Programmierer. Vor gerade einmal eineinhalb Wochen kam dem Team die Idee, einen Coronavirus-Hackathon zu organisieren.
Der selbstauferlegte Aufgabenkatalog für den Hackathon ist umfangreich: Einerseits wird nach digitalen Lösungen für die Früherkennung und die statistische Analyse des Coronavirus gesucht. Andererseits wollen die Initiatoren Lösungen für die neuen Probleme des Alltags finden: Dazu gehören unter anderem Homeschooling, die Organisation von Nachbarschaftshilfe, die Unternehmenskommunikation oder die Selbstisolation.
Binnen kürzester Zeit fand das Projekt zahlreiche Unterstützer: Der Bund hat die Schirmherrschaft übernommen, Partner sind unter anderem die ETH, zahlreiche Fachhochschulen und Unternehmen wie die SBB, Swisscom oder UBS. «Wir waren selber überrascht, wie schnell sich das verbreitet hat», sagt Isenring. «Wir wurden fast überrannt.»
So funktioniert der Hackathon
«Beim Hackathon werden Programmierer und Mentoren zusammengeführt», erklärt Isenring. Die Mentoren, unter ihnen Ärzte, Wissenschaftler und Pharmazeuten, bringen ihr Fachwissen ein. Teilnehmer aus 85 Ländern entwickeln dann mit der Experten-Unterstützung neue digitale Lösungen, um der Krise zu begegnen: «Wir wollen nicht nur lustige Tech-Lösungen, sondern echte Ansätze zur Problemlösung.»
Dabei müssen die Programmierer nicht bei null anfangen: Ihnen steht nicht nur Expertenwissen, sondern auch zahlreiche Datensätze zur Verfügung. Die an Hackathons entwickelten Programme sind Open-Source. Das bedeutet, dass die Programmierer an den Open-Source-Programmen anderer weiterarbeiten können. Im Gegenzug können andere die Hackathon-Programme frei verwenden und weiterentwickeln.
Corona-Hackathons auf der ganzen Welt
Der Schweizer Event ist nicht der erste seiner Art: In den vergangenen Wochen schlossen sich auf der ganzen Welt Programmierer zusammen, um gemeinsam Lösungen zu finden. Das bisher grösste Event seiner Art wurde am vergangenen Wochenende in Deutschland organisiert: #WirVsVirus hatte fast 43'000 Teilnehmer und rund 3000 Mentoren.
Am Montagabend, wenn der Hackathon vorbei ist, werden die neuen Lösungsansätze geteilt. «Der Hackathon ist ein Startschuss-Event», erklärt Isenring. Im Anschluss werden die Ergebnisse von Bund und Partnern eingesehen und dann weiterentwickelt. «Das ist das Einzigartige: Wir legen Grundsteine und teilen sie – ganz ohne Konkurrenzdenken. Das setzt in dieser Situation Kräfte frei, wie wir sie noch nie erlebt haben.»