Virtual Reality statt Opioid? Wissenschaftler sehen Potenzial
Virtual Reality hat gemäss einer neuen Studie eine schmerzlindernde Wirkung. Ob dereinst der Bedarf an Opioiden und anderen Schmerzmitteln gesenkt werden kann?
Das Wichtigste in Kürze
- Forscher sehen in der virtuellen Realität eine Möglichkeit zur Schmerzlinderung.
- Eine Untersuchung zeigt: Besonders bei starken Schmerzen können VR-Brillen helfen.
Virtual Reality ist seit längerem auf dem Vormarsch. Besonders in der Game-Branche hält sie immer mehr Einzug. Und auch die Bildung profitiert. Beispielsweise komplexe, molekulare Strukturen sollen für den VR-User in Echtzeit modifizierbar und somit besonders nachvollziehbar sein.
Einsatz in der Medizin: Für Arzt und Patient
Ebenso in der Medizin kann die Virtual Reality unterstützen. So erproben werdende Chirurgen ihre Eingriffe in scheinbarer Dreidimensionalität. Basler Programmierer stellten 2016 mit «SpectoVive» entsprechende Software vor.
Umgekehrt können auch die Patienten selbst bei der Anwendung profitieren: Sozial Phobiker etwa können sich in Menschenmengen hineinversetzen, ohne dies effektiv tun zu müssen. Seien es Extremsituationen wie ein vollständig ausgelasteter Passagierzug oder das schlichte Gehen in der Öffentlichkeit.
Virtual Reality gegen Schmerzen
Nun wollen Wissenschaftler eine weitere Patientengruppe entdeckt haben, die vom Einsatz virtueller Realitäten profitieren könnte: Schmerzgeplagte. Oft werden diese mit Schmerzmitteln behandelt, nicht selten mit Opiaten.
Die aktuelle Opioid-Krise in den USA ist unter anderem diesem Umstand zu verdanken. Auch in der Schweiz ist die Anzahl der Verschreibungen gemäss einer Studie von «Revue Médicale Suisse» gestiegen. In den letzten 30 Jahren um das 23-fache (Stand 2018). Die Wissenschaft hat Interesse an der Erforschung alternativer Behandlungsansätze.
Besser als Entspannungskurs im TV
Forschende der University of California San Diego (USA) luden darum 120 Personen zum Test. Auf einer Skala von eins bis zehn litten sie alle an Schmerzen, die sie höher als drei einstuften.
61 der Testpersonen erhielten eine VR-Brille. Sie mussten innert 48 Stunden dreimal für rund zehn Minuten in eine virtuelle Welt eintauchen.
Die übrigen 59 Teilnehmer erhielten den Auftrag, im TV Wellness und Gesundheitssender einzuschalten. Mit dabei waren Entspannungskurse und Lyriklesungen, wie «Scinexx» aus dem Forschungsbericht zusammenfasst.
Könnte die Technologie den Bedarf an Schmerzmitteln lindern?
Der Test wurde beendet mit einem überraschenden Resultat. Der Forschungsleiter Brennan Spiegel schreibt in seinem Bericht: «VR reduziert Schmerzen im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant. VR ist am effektivsten bei starken Schmerzen.» Ein positiver Effekt konnte sogar noch 48 bis 72 Stunden nach dem Experiment festgestellt werden.
Offen sei, welche Arten virtueller Welten am effektivsten sind. Weitere Studien sollen Aufschluss schaffen. Ob sich tatsächlich der Bedarf an Opioiden senken lässt, kann man nicht sagen.