14 Tote in Italien: «Haben Hilferufe gehört, aber es war nutzlos»
Die Zahl der Toten nach den Unwettern in der italienischen Region Emilia-Romagna ist auf 14 gestiegen. Noch immer warten Ältere und Behinderte auf Hilfe.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach den Unwettern in Italien sind rund 20'000 Menschen obdachlos.
- Viele ältere und behinderte Menschen sind in ihren Häusern hilflos eingeschlossen.
- Menschen berichten von den dramatischen Ereignissen.
Die italienische Region Emilia-Romagna kämpft noch immer mit den Folgen des heftigen Unwetters. Die Überschwemmungen haben bisher mindestens 14 Menschen das Leben gekostet. Zudem haben rund 20'000 Menschen ihr Zuhause verloren, wie «The Guardian» schreibt.
Insgesamt seien 23 Flüsse über die Ufer getreten und 280 Erdrutsche registriert worden. Noch immer sind Strasse blockiert oder gesperrt.
Ein Überlebender in Cava erzählt dem «Messaggero» von den tragischen Ereignissen: «Wir haben Hilferufe unserer älteren Nachbarn gehört. Wir haben versucht, sie herauszuholen, aber es war nutzlos.» Das ältere Pärchen gehört zu den 14 Toten.
Ein 80-Jähriger ertrank, weil er seine Sachen aus dem Keller holen wollte. Ein Ehepaar wurde auf dem Feld gegenüber seinem Haus von den Fluten überrascht. Die Leiche der Frau sei rund 20 Kilometer flussabwärts bis an die Adria-Küste geschwemmt worden.
«Wir trugen ältere und behinderte Menschen auf unseren Armen»
Trotz vieler erfolgreicher Rettungseinsätze erhält die Polizei noch immer eine Vielzahl an Notrufen. Ein Anrufer aus Faenza habe um Hilfe für seine Nachbarn gebeten: «Meine Nachbarn sind alt, einer hat Alzheimer. Sie sind nicht in der Lage, selbst das Haus zu verlassen. Es muss jemand kommen, es hat zu viel Schlamm.»
Die Rettungskräfte konnten dennoch viele Ältere und Familien in Sicherheit bringen. «In einigen Fällen trugen wir die älteren und behinderten Menschen auf unseren Armen. Und brachten sie mit einem Schlauchboot zu den Rettungskräften, die sie wiederum in Notunterkünfte brachten», erklärt ein freiwilliger Helfer gegenüber «La Nazione».
Die Überschwemmungen haben viele Häuser und Geschäfte zerstört. Laut dem grössten italienischen Landwirtschaftsverband seien über 5000 landwirtschaftliche Betriebe von den Fluten erfasst worden. Die Erdrutsche haben zudem viele Menschen von der Aussenwelt abgeschnitten.
«Schlimmstes Hochwasser seit einem Jahrhundert»
Der Präsident des Verbandes der Wetterexperten Ampro spricht gegenüber «La Repubblica» vom «schlimmsten Hochwasser in Italien seit einem Jahrhundert». In zwei Monaten sei so viel Niederschlag gefallen, wie sonst in sechs Monaten: «Das ist die Klima-Krise.»
Vor den Überschwemmungen litten die Emilia-Romagna und andere norditalienische Gebiete unter einer Dürre. Diese hatte dazu geführt, dass der Boden austrocknete und so seine Kapazität zur Wasseraufnahme verringerte.
Der Präsident der Region Emilia-Romagna verglich das Ausmass der Verwüstung am Donnerstag mit dem Erdbeben von 2012. Damals kamen 28 Menschen ums Leben. Die Schäden würden zwar kleiner ausfallen als damals, dennoch würden sie sich auf einige Milliarden Euro belaufen.
Laut italienischen Medien hatte der Staat eigentlich einen Risikofonds für den Schutz vor Fluten eingeführt. Und zwar in Höhe von rund acht Milliarden Franken. Doch dieser sei 2017 eingestellt worden.