78 Migranten sterben 2024 bei Überfahrten über den Ärmelkanal

Keystone-SDA
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Frankreich,

78 Migranten sind im Jahr 2024 bei der Überfahrt über den Ärmelkanal ums Leben gekommen.

Migranten
ARCHIV - Französische Polizisten patrouillieren am Strand auf der Suche nach Migranten. - keystone

Im vergangenen Jahr sind 78 Migranten bei versuchten Überfahrten über den Ärmelkanal von Frankreich nach Grossbritannien ums Leben gekommen.

Insgesamt hätten 600 Boote die Überfahrt geschafft, wodurch 36'000 Migranten nach Grossbritannien gelangt seien, sagte der Chef der Behörde zur Bekämpfung von Migrantenschmuggel, Xavier Delrieu, der Zeitung «Le Figaro». Dies seien 24 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Boote – häufig Schlauchboote – kenterten häufig, weil sie von schlechter Qualität seien, sagte Delrieu. «Das Material wird in China gekauft und in Werkstätten in der Türkei geliefert. Die fertigen Boote, die oft schlampig zusammengebaut und mit einem Motor versehen sind, werden dann in Deutschland gelagert und je nach Bedarf dort geholt», erklärte er.

Dahinter steckten häufig irakisch-kurdische Schlepperbanden, an denen auch afghanische Schleuser beteiligt seien. Häufig komme es auch zu Panik an Bord, weil die Boote überladen seien.

«Die Schleuser lassen zuerst diejenigen einsteigen, die am meisten bezahlt haben; die übrigen Migranten müssen auf dem Rand sitzen», sagte Delrieu.

Schleuser setzen Gewalt ein

Der Preis für eine Überfahrt schwanke je nach der finanziellen Lage der Migranten. Menschen aus Afghanistan und dem Irak zahlten etwa 1500 Euro, Vietnamesen eher 3000 Euro.

Wenn das Wetter stürmisch sei und die Migranten Angst hätten, auf die Boote zu gehen, setzten die Schleuser Gewalt ein. «Manchmal schlagen sie mit Stöcken», sagte Delrieu.

Seit einer Gesetzesänderung im Januar 2024 kann eine solche Gefährdung des Lebens mit Haftstrafen von bis zu 15 Jahren für die Schleuser und bis zu 20 Jahren für die Organisatoren bestraft werden.

Im vergangenen Jahr seien 22 Schleuserbanden zerschlagen worden, die Überfahrten über den Ärmelkanal organisierten.

Verhaftungen von Schleusern nehmen zu

180 Verdächtige seien in Polizeigewahrsam gekommen. Die Zahl der Überfahrten von Migranten in kleinen Booten über den Ärmelkanal nach Grossbritannien hat seit 2018 stark zugenommen.

Insgesamt wurden ihm zufolge im vergangenen Jahr mehr als 4000 Schleuser in Frankreich festgenommen, darunter auch in den französischen Überseegebieten.

Darunter sind auch Schleuser, die einzelne Menschen etwa an der Grenze zu Italien für 100 bis 200 Euro in ihrem Auto mitnehmen.

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