Alltag auf Bewährung: Deutschland im Corona-Krisenmodus

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Deutschland,

Noch schnell ein Paket Reis kaufen, das Fahrrad reparieren lassen oder frische Luft tanken. Die meisten Bürger verfallen jetzt nicht in Panik. Allerdings sind die von Merkel verkündeten harten Massnahmen im Kampf gegen die Pandemie auch noch nicht flächendeckend umgesetzt.

Krise
Viele Deutsche Unternehmen befinden sich in einer Krise. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die drastischen Massnahmen der Politik gegen die Ausbreitung des Coronavirus zeigen Wirkung und haben das öffentliche Leben in Deutschland deutlich verlangsamt.

Zwar waren bei sonnigem Wetter am Dienstag bundesweit noch viele Menschen auf den Strassen und in den Parks unterwegs. Doch nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Vorabend einschneidende Massnahmen zur Einschränkung beruflicher und sozialer Kontakte verkündet hatte, schlossen vielerorts schon die ersten Geschäfte.

Am Montag hatten Bund und Länder vereinbart, dass eine Vielzahl von Geschäften geschlossen werden muss. Supermärkte und andere Läden, die zur Versorgung der Menschen dienen, dürfen allerdings offen bleiben. Dafür Regelverstösse zu ahnden und Bussgelder zu verhängen, sind die Ordnungsämter zuständig. Ihre Mitarbeiter können aber auch Hilfe erhalten von der Polizei. Zum Beispiel wenn sich jemand weigert, seinen Laden zu schliessen oder wenn sich in Parks grosse Gruppen, dicht an dicht, zum gemeinsamen Picknick versammeln sollten.

Die Bundesregierung will nun einige Tage schauen, ob die Massnahmen wirken - ob die Bürger den Appellen folgen und wie sich die Infektionszahlen entwickeln. Sollte die Infektionskurve steil ansteigen, wären womöglich auch hierzulande weitere Verbote zu erwarten.

Unsicherheit herrschte am Dienstag bei vielen Gewerbetreibenden und ihren Kunden. Optiker fragten sich, ob Brillen-Reparaturen weiterhin möglich sein würden. Und was ist mit Kaufhäusern, die neben der Lebensmittel-Abteilung ja auch noch viele andere Waren im Angebot haben? Die Verbände der Fahrradwirtschaft teilten mit, der Verkauf werde zwar eingestellt. Sie gingen aber davon aus, «dass Fahrradwerkstätten ihre Dienstleistungen weiter anbieten können». «Schliesslich wird das Fahrrad in den nächsten Wochen neben dem Auto das wichtigste Verkehrsmittel sein, da es infektionssicher von jedermann genutzt werden kann.»

In den vergangenen Tagen hatte es in Berlin mehrfach Verstösse gegen das hier bereits seit dem Wochenende geltende Öffnungsverbot für Kneipen und Clubs gegeben. Die Polizei wird deshalb weiterhin kontrollieren. «Gestern mussten 22 Strafanzeigen geschrieben werden», erklärte die Polizei.

Auch in Baden-Württemberg war die Poizei in der Nacht zum Dienstag auf zahlreiche trotz Verbots geöffnete Gaststätten gestossen. Die meisten Gastwirte seien aber einsichtig gewesen und hätten ihre gut besuchten Bars dann geschlossen, teilte die Polizei mit. Ausserdem hätten die Beamten vereinzelt Hinweise auf private Partys erhalten, die alternativ zum fehlenden Nachtleben organisiert werden sollten. «Die aktuellen Massnahmen sind natürlich für das Privatleben einschneidend, sie sind aber mit Bedacht gewählt und sinnvoll. Wir appellieren dringend daran, sich an die Hinweise und Bestimmungen zu halten,» betonte Polizeipräsidentin Caren Denner in Karlsruhe.

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci sagte nach einer Sitzung des Senats, Spielplätze sollten in Berlin nicht gesperrt werden. Nordrhein-Westfalens Regierung kündigte dagegen die Schliessung aller Spielplätze an. Restaurants sollen in NRW um 15.00 Uhr schliessen. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte: «Es geht um Leben und Tod. So einfach ist das. Und so schlimm.»

Sachsen schliesst ab Donnerstag unter anderem Bars, Clubs, Kinos und Sportstätten. Eine entsprechende Verfügung soll zunächst bis zum 20. April gelten. Für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland gelten ab Mittwoch ebenfalls neue Regeln - sie orientieren sich an den vereinbarten Leitlinien.

Vor einigen Spielplätzen in Hannover hing am Dienstag bereits weiss-rotes Absperrband. Im Stadtwald Eilenriede hingegen waren die Rutschen und Klettergerüste grösstenteils noch zugänglich. Während im Zentrum der niedersächsischen Landeshauptstadt die grossen Kaufhäuser und Modeketten geschlossen blieben, hatten einige kleinere Geschäfte weiterhin geöffnet. Einige Geschäftsinhaber hatten Hinweisschilder an ihre Türen geklebt mit Regeln wie «Mindestabstand 1,5 Meter» oder «Kurzzeitige Schliessung bei mehr als 2 Personen im Laden».

Vor einigen Supermärkten in Berlin standen am Dienstag Mitarbeiter von Sicherheitsfirmen, die dafür sorgten, dass nicht zu viele Kunden gleichzeitig im Geschäft sind. In einem Discounter im Bezirk Spandau waren einzelne Waren wir Tiefkühl-Pizza, Brot und Nudeln praktisch ausverkauft. «Nudeln sind heute nicht gekommen und kommen auch morgen nicht», sagte eine Mitarbeiterin. Vor allem vor Apotheken standen die Menschen Schlange.

In Bayern müssen auch Biergärten und Aussenterrassen von Restaurants von diesem Mittwoch um 15.00 Uhr schliessen. Das teilte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in München mit. Für Friseursalons kündigte er einen verpflichtenden Mindestabstand zwischen den einzelnen Kunden von 1,5 Metern an.

Er sagte, der Freistaat werde den Bund bitten, eine schnelle Regelung zu finden, damit der Warenverkehr schneller über die Grenzen erfolgen könne. «Das wäre ganz existenziell wichtig», betonte Söder. Infolge der Grenzkontrollen seien bereits Verzögerungen bei Warenlieferungen an den Grenzen zu spüren. Denkbar seien «grüne Spuren an den Grenzen für die Lebensmittellieferungen», sagte Söder.

Zugleich rief er alle Menschen auf, auf Hamsterkäufe zu verzichten. Die Versorgung sei zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Söder betonte, derzeit sehe die Regierung keinen Bedarf, Verkäufe auf bestimmte Waren zu limitieren. «Nach derzeitigem Stand sieht es so aus, dass die Lebensmittelversorgung gesichert ist.»

Doch diese und ähnliche Aussagen, die auch von anderen Politikern und Behördenvertretern in diesen Tagen zu hören sind, beruhigen nicht jeden - wie sich an den vielen Menschen, die volle Einkaufstaschen nachhause trugen, ablesen liess.

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