Altenpfleger verdienen laut Studie nur unterdurchschnittlich
Altenpfleger werden einer neuen Studie zufolge trotz der Anforderungen an den Job und des Fachkräftebedarfs nur unterdurchschnittlich bezahlt.

Das Wichtigste in Kürze
- Böckler-Stiftung fordert Aufwertung gegen Fachkräftemangel.
Gemessen am mittleren Lohn aller Berufsgruppen erreichten die Altenpfleger mit im Durchschnitt 2740 Euro Bruttomonatslohn im Jahr 2017 nur etwa 85 Prozent des mittleren Verdiensts aller Berufe, heisst es in der von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Montag veröffentlichten Studie.
Bei Hilfskräften in der Altenpflege sei die Diskrepanz noch grösser, diese verdienten mit rund 1940 Euro bei einer Vollzeitstelle lediglich knapp 61 Prozent des mittleren Einkommens in Deutschland. Verschärfend komme hinzu, dass viele Pflegekräfte nur Teilzeit arbeiten.
Die Entgelte würden sich deutlich nach Beruf, Region und Art der Pflegeeinrichtung unterscheiden. Altenpfleger in Krankenhäusern würden deutlich besser verdienen als in Senioreneinrichtungen oder in der ambulanten Pflege - auch, weil in Krankenhäusern häufiger ein Tarifvertrag gelte.
Besonders schlecht werde in der ambulanten Altenpflege bezahlt. Dort verdienten die am geringsten bezahlten Beschäftigten unter 1560 Euro im Monat und befänden sich damit im Bereich des Mindestlohns. Die Studienautorin Christine Ludwig von der Hochschule Gelsenkirchen erklärte, Beschäftigte in der Altenpflege hätten ein überdurchschnittliches Risiko, trotz Arbeit arm zu sein. Dies stelle «eine schwere Hypothek» für die Sicherung von Arbeitskräften in der Altenpflege dar.
Von 2012 bis 2017 seien die Löhne der Altenpfleger zwar etwas stärker gestiegen als das Mittel aller Berufsgruppen. Trotzdem hätten sie nur moderat aufgeholt.
«Die Langzeitpflege muss endlich konkurrenzfähig werden», forderte mit Blick auf die Studie die Grünen-Pflegeexpertin Kordula Schulz-Asche. Dazu gehörten «attraktivere Arbeitsbedingungen, die eine bessere Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben ermöglichen, eine Personalbemessung, die sich am Pflegebedarf ausrichtet, und nicht zuletzt eine Bezahlung, die mindestens das Tarifniveau erreicht», erklärte die Grünen-Politikerin in Berlin. Die Mehrkosten sollten durch eine Pflege-Bürgerversicherung abgedeckt werden, die alle Einkommensarten berücksichtige.
Der Paritätische Gesamtverband sprach sich für die Gründung eines Arbeitgeberverbands Pflege aus, um letztlich zu einem allgemeinverbindlichen Tarifvertrag in der Pflegebranche zu gelangen. Er stellte sich damit hinter eine Initiative von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD).
Der Verband drängte in einem Vorstandsbeschluss auch darauf, Mehrkosten in der Pflege nicht auf die Pflegebedürftigen abzuwälzen, die bereits jetzt häufig von Zuzahlungen überfordert seien. Vielmehr müssten eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte und bessere Leistungen in der Pflegeversicherung Hand in Hand gehen. Die Pflegekassen sollten grundsätzlich 85 Prozent der Pflegekosten übernehmen, der Eigenanteil der Pflegebedürftigen auf 15 Prozent begrenzt werden, forderte der Paritätische Gesamtverband.