Anklage gegen ICE-Messerangreifer in Deutschland
Mehr als acht Monate nach den Messerattacken eines mutmasslichen Islamisten auf Reisende in einem ICE-Zug in Süddeutschland hat die Bundesanwaltschaft Anklage gegen den Mann erhoben.
Ihm werden unter anderem versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, wie die Ermittler am Montag mitteilten. Der Prozess soll am Oberlandesgericht München stattfinden.
Die Bundesanwaltschaft in Deutschland kommt ins Spiel, wenn es um Terrorismus oder Spionage geht. Die Behörde verfolgt Straftaten gegen die innere und äussere Sicherheit. Ihr Leiter ist der Generalbundesanwalt, seinen Amtssitz hat er beim Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe.
Am 6. November hatte der damals 27-Jährige in dem Zug zwischen Regensburg und Nürnberg (Bundesland Bayern) plötzlich vier Männer angegriffen und zum Teil schwer verletzt. Einem sitzenden Fahrgast hatte er sich etwa von hinten genähert und ihm das Messer achtmal in den Kopf-, Hals- und Brustbereich gestossen.
Unmittelbar danach hatte er sich laut Bundesanwaltschaft als psychisch krank bezeichnet. Er war deshalb zunächst in ein Bezirksklinikum eingewiesen worden. Im März hatte dann der Generalbundesanwalt die Ermittlungen übernommen - es gebe «gravierende Anhaltspunkte für einen islamistischen Hintergrund» der Tat.
In der Mitteilung jetzt heisst es, der Beschuldigte habe spätestens im September 2021 den Entschluss gefasst, durch die wahllose Tötung «ungläubiger» Nichtmuslime in Deutschland einen Beitrag zum weltweiten Dschihad zu leisten. Aus diesem Grund habe er die Zugpassagiere angegriffen. «Nach den Ergebnissen einer eingehenden psychiatrischen Untersuchung sowie weiterer Ermittlungen» sei mittlerweile davon auszugehen, dass der Mann nicht an einer psychischen Erkrankung leide.
Bisher hatte es immer geheissen, der Mann sei Syrer. Nun ist von einem «palästinensischen Volkszugehörigen» die Rede. Er sitzt bereits seit Januar in einer Justizvollzugsanstalt in Untersuchungshaft.