Archäologen entdecken ein Antikes jüdisches Ritualbad in Ostia (I)
Ein bisher unbekanntes jüdisches Ritualbad wurde bei Ausgrabungen in Ostia Antica, nahe Rom, entdeckt.

Die archäologischen Ausgrabungen von Ostia Antica bei Rom sorgen immer wieder für Überraschungen. So wurde eine wichtige Entdeckung im Stadtgefüge der altrömischen Siedlung gemacht. Dabei handelt es sich um ein bisher unbekanntes jüdisches Ritualbad (Mikwe) aus römischer Zeit – laut Archäologen ein Unikat im Mittelmeerraum ausserhalb Israels.
Bei den Ausgrabungen kam ein grosses Gebäude mit prächtigen Bodenmosaiken zum Vorschein, bestehend aus schwarzen und weissen Steinchen, sowie mit einer kleinen Kammer und einem darunter liegenden Brunnen zur Grundwasserentnahme, in dem eine Mikwe zu erkennen ist. Der Fund des Ritualbades sei ein Zeugnis der starken Verwurzelung der jüdischen Gemeinschaft im Herzen der römischen Welt, betonten Archäologen.
«Der Hafen Ostia war das Tor zum Mittelmeer und beherbergte die ursprünglichen Kulte vieler Gemeinschaften, die heute als euro-afrikanisch bezeichnet werden. Man bedenke, dass in Ostia allein 20 Mithras-Tempel gefunden wurden, ein Isis- und ein Serapis-Tempel und eine konstantinische Basilika.
Ein Spiegelbild römischer Geschichte
Das ist ein facettenreicher Spiegel all dessen, was die römische Geschichte des Mittelmeerraums und die Entwicklung der europäischen Zivilisation ausmacht», berichtete Kulturminister Alessandro Giuli laut Medienangaben.
Rom verfüge über ein aussergewöhnliches archäologisches Erbe der jüdischen Geschichte, sagte Roms Oberrabbi Riccardo Di Segni. «Es gibt nicht nur den Titusbogen, sondern auch die Katakomben, die Synagoge von Ostia und jetzt auch die Mikwe von Ostia», betonte Di Segni, seit 2001 geistliches Oberhaupt der jüdischen Gemeinde in Rom.
Ostia werde von Touristen oft übersehen, obwohl seine Ausgrabungen in vielerlei Hinsicht so reich an Funden und Schönheit seien wie Pompeji, so der Kulturminister. Der Archäologiepark befindet sich 30 Kilometer von Rom entfernt. Dabei handelt es sich um Ausgrabungen der römischen Hafenstadt, die sich auf 100 Hektar erstrecken.