Julian Assange erscheint verwirrt zu Anhörung vor Londoner Gericht
Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Verhaftung in London vor sechs Monaten machte Wikileaks-Gründer Julian Assange einen angeschlagenen Eindruck.
Das Wichtigste in Kürze
- Julian Assange machte bei einer Gerichtsanhörung in London einen verwirrten Eindruck.
- Das Gericht lehnte den Antrag auf eine Verschiebung der Anhörung ab.
Julian Assange hatte heute Montag seinen ersten öffentlichen Auftritt seit seiner Verhaftung in London vor sechs Monaten. Der Wikileaks-Gründer machte einen sehr angeschlagenen Eindruck.
Bei einer Anhörung vor dem Westminster Magistrates' Court in London gab der Australier an, «nicht klar denken» zu können.
Eine von Assange beantragte Verschiebung der Anhörung am Montag lehnte das Gericht ab. Die Hauptanhörung im Auslieferungsverfahren gegen Assange findet überdies wie geplant am 28. Februar statt.
Assanges Anwälte hatten argumentiert, für die Vorbereitung des Gerichtsverfahrens gegen ihren Mandanten mehr Zeit zu benötigen. Dies wies Richterin Vanessa Baraitser ab. Das Londoner Gericht muss in der Hauptanhörung entscheiden, ob der in den USA wegen Spionage beschuldigte Australier ausgeliefert wird.
Auch einen Antrag der Verteidigung, die Zulässigkeit des US-Auslieferungsersuchens zu überprüfen, lehnte Baraitser ab. Dies teilte die deutsche Linken-Politikerin Heike Hänsel mit.
USA hätten Recht auf Vertraulichkeit der Rechtsberatung verletzt
In den USA ist Julian Assange wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente und Verstössen gegen das Anti-Spionage-Gesetz angeklagt. Im Falle eines Schuldspruchs in allen 18 Anklagepunkten droht ihm lebenslange Haft.
Seit April sitzt Assange in Grossbritannien eine fast einjährige Haftstrafe wegen Verstosses gegen Kautionsauflagen ab. Zuvor hatte er sich sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London aufgehalten. Er wollte damit einer Auslieferung nach Schweden wegen Vergewaltigungsvorwürfen aus dem Jahr 2010 zu entgehen.
Assanges Verteidiger Mark Summers warf den Vereinigten Staaten vor, das Recht seines Mandanten auf Vertraulichkeit der Rechtsberatung verletzt zu haben. Die USA seien «aktiv in vertrauliche Gespräche zwischen Julian Assange und seinen Anwälten» in der ecuadorianischen Botschaft «eingedrungen». Sie hätten auf Telefonen und Computern gespeichertes Material «unrechtmässig kopiert».
Assange hinterliess verwirrten Eindruck
Assange beklagte auch die Bedingungen seiner Haft im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Er könne nicht auf seine Schriften zugreifen. Ausserdem sei es «sehr schwierig» für ihn, «irgendetwas zu tun», während seine Gegner «unbegrenzte Ressourcen» zur Verfügung hätten. Dies sagte Assange mit kaum hörbarer Stimme.
Assange erschien frisch rasiert und mit blauem Jackett. Trotz seines gepflegten Äusseren hinterliess der Wikileaks-Gründer einen verwirrten Eindruck. So konnte er sich scheinbar nicht an sein Geburtsdatum erinnern. Ausserdem erklärte er der Richterin nach Abschluss der Anhörung, er habe nicht verstanden, was im Gerichtssaal passiert sei.
Assange will erreichen, dass er auf Bewährung freigelassen wird. Wegen seines schlechten Gesundheitszustands bestehe keine Fluchtgefahr, argumentiert er.