Ausstellung über Seuchen öffnet im August

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Deutschland,

Infektionskrankheiten fordern seit jeher mehr Todesopfer als Kriege oder Naturkatastrophen. Vor Corona hatten das viele verdrängt. Ein Museum plant eine gigantische Ausstellung über die Gefahren von Bakterien, Viren & Co.

Der Kurator Oliver Gauert präsentiert einen Spatel aus Pompeji. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Der Kurator Oliver Gauert präsentiert einen Spatel aus Pompeji. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Pest, Cholera, Spanische Grippe: Seit Jahrtausenden werden Menschen von Seuchen heimgesucht.

Als die medizinischen Ursachen noch unbekannt waren, wurden Krankheitsausbrüche in der Regel als Schicksal oder Strafe Gottes interpretiert.

Eine Ausstellung mit dem Titel «Seuchen - Fluch der Vergangenheit, Bedrohung der Zukunft» im Hildesheimer Roemer- und Pelizaeus-Museum beschäftigt sich von Ende August an mit Infektionskrankheiten und ihrer Bekämpfung seit der Antike.

Grösste Ausstellung zum Thema

Schon 2018 begannen die Planungen für «Seuchen», als noch niemand ahnte, dass ein Virus namens Sars-CoV-2 den Lauf der Welt verändern würde. «Unsere Ausstellung hat eine unglaubliche Aktualität bekommen», sagt Kurator Oliver Gauert im verwaisten Museum, wo in den kommenden Monaten auf mehr als 1800 Quadratmetern die gigantische Schau aufgebaut wird. Es handele sich um die grösste Ausstellung, die jemals zu dem Thema gezeigt worden sei, sagt Gauert.

Die Besucher erwartet unter anderem ein Einblick in ein Pesthospital des Mittelalters sowie in das nachgebaute Labor von Paul Ehrlich (1854-1915), in dem er sein Heilmittel gegen die Syphilis, das Salvarsan, entwickelte. «Wir zeigen das Leid und die Tragödien, die Seuchen über die Menschheit brachten, aber auch die Erfolge der Medizin», sagt Gauert, der für das Projekt zahlreiche Mitstreiter gewinnen konnte. So sind unter anderem das Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, das Paul-Ehrlich-Institut sowie die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) beteiligt.

«Die Ausstellung soll ein Gefühl dafür geben, wie Seuchen die Menschheitsentwicklung bestimmt haben, sei es die Pest im frühen Mittelalter oder die Tuberkulose bis in die Neuzeit», sagt der Lungenspezialist und Infektionsforscher Tobias Welte als Vorsitzender des Beratergremiums. «Infektionserreger wird es immer geben. Ziel ist nicht, diese zu überwinden, sondern mit ihnen leben zu lernen», betont der vielfach ausgezeichnete MHH-Wissenschaftler.

Westliche Illusionen und die Realität

Während die Gefahr einer Pandemie für Infektionsforscher stets präsent war, wurden die meisten Laien vom Ausmass des Sars-CoV-2-Ausbruchs mit mittlerweile weltweit über 111 Millionen registrierten Fällen und rund 2,5 Millionen Toten überrascht. «Gerade in der westlichen Welt glaubten viele, mit verbesserter Hygiene, Impfungen und Antibiotika Seuchen überwunden zu haben», sagt Historiker Gauert. «In anderen Teilen der Welt ging das Sterben dagegen immer weiter - man denke nur an Aids, Malaria oder Ebola.» Am Beispiel der Lepra wird in der Ausstellung gezeigt, wie Erkrankte teils noch heute stigmatisiert und ausgestossen werden.

Die Globalisierung mit internationalem Waren-Austausch und Reisen sowie der Klimawandel begünstigen die Verbreitung von Erregern. Gerechnet wird damit, dass das Dengue-Fieber von den tropischen und subtropischen Ländern zunehmend etwa nach Südeuropa vordringt.

Falls es die Corona-Pandemie zulässt, soll vom 28. August an bis zum 27. März 2022 in Hildesheim und anschliessend an weiteren Orten gezeigt werden. Auch bedeutende Kunstwerke sollen zu sehen sein.

Nach der Seuche kommt die Renaissance

Bis zur Eröffnung können Interessierte sich in einer Vielzahl an Büchern, Podcasts oder Dokus über die Geschichte der Seuchen informieren, viele auch schon mit Bezug zur Covid-19-Pandemie. Hoffnung gibt zum Beispiel, wie viel schneller als bei früheren Erregern im Fall von Sars-CoV-2 Impfstoffe entwickelt wurden.

Tröstlich mag auch sein, dass Epidemien gesellschaftlichem Wandel einen Schub geben. Die letzte deutsche Cholera-Epidemie 1892 in Hamburg zum Beispiel hatte den Bau eines neuen Wasserwerks und einer Müllverbrennungsanlage zur Folge. Auch die Wohnverhältnisse verbesserten sich. Corona hat schon bis zum jetzigen Zeitpunkt die Digitalisierung in vielen Lebensbereichen beschleunigt.

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