Buchmann-Preis: Valeria Gordeev gewinnt als behutsame Beobachterin

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Deutschland,

Die aus Tübingen stammende Autorin Valeria Gordeev gewinnt den Bachmann-Preis. Gewinnen konnte sie diesen mit dem Text «Er putzt».

Valeria Gordeev mit bachmannpreis
Die deutsche Autorin Valeria Gordeev. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit der Geschichte "Er putzt" gewinnt Valeria Gordeev den Buchmann-Preis.
  • Gordeevs überzeugt die Jury mit einem ruhigen Text über eine Sauberkeits-Neurose.
  • Martin Piekar gewinnt mit einer Hommage an seine Mutter den Kelag-Preis.

Mit ihrer äusserst präzisen Sprache und Erzählweise hat die deutsche Autorin Valeria Gordeev den diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen. Die aus Tübingen stammende Schriftstellerin setzte sich am Sonntag mit einem der ruhigsten und handlungsärmsten Texte durch. Anna Felnhofer erhielt lediglich ein Jury-Punkt weniger als Gordeev. Diese hatte Jury ebenfalls mit einem Psychogramm gefesselt hatte.

«Er putzt» stellt die sprachliche Analyse der Sauberkeits-Neurose eines Mannes dar. Gordeev hebt dabei aber die Menschlichkeit des Mannes hervor und vernachlässigt klinische Aspekte. So erscheint dieser als hingebungsvoller Mensch, der sich um seine Mutter und Schwester kümmert. Die Jury-Vorsitzende Insa Wilke lobte den Text, als «Plädoyer für die Empfindlichkeit».

Gordeev schrieb weitere Bücher

Der Text ist Teil eines Romans, an dem Gordeev seit einigen Jahren arbeitet, verriet sie in einem Interview mit 3sat. Sie selbst sei keine Reinlichkeits-Fanatikerin, stellte sie klar. «Ich fürchte, es geht bei mir eher ins Gegenteil», sagte sie.

Gordeevs Eltern wanderten Ende der 1970er Jahre aus der Sowjetunion aus, die Tochter wurde 1986 in Tübingen geboren. Die Autorin ist auch als Illustratorin und Liedtexterin tätig. Auszüge ihres geplanten Debütromans erschienen bereits 2018 unter dem Titel «Die Zikade entschlüpft ihrer goldglänzenden Hülle». In diesem werden Aspekte aus der sowejtischen Geschichte sowie der russischen Gegenwart verwoben.

Gordeev erhielt den mit 25 000 Euro dotierten Bachmann-Preis der Stadt Klagenfurt nach einer äusserst knappen Jury-Entscheidung. Während Gordeev 19 Punkte erhielt, vergaben die Jurorinnen und Juroren 18 Punkte an Felnhofer und ihren Text «Fische fangen». Darin schildert sie auf ähnlich präzise Weise wie Gordeev das Geschehen. Es geht um die Qualen eines Jungen, der von seiner trinkenden Mutter sowie Mitschülern misshandelt wird.

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