Behörden: Ausbreitung von in der Arktis ausgelaufenem Dieselöl gestoppt
Eine Woche nach dem verheerenden Öl-Unfall in einem sibirischen Kraftwerk haben die Behörden nach eigenen Angaben die Ausbreitung der Umweltverschmutzung gestoppt.

Das Wichtigste in Kürze
- Gefährliche Anlagen in Permafrostgebieten sollen überprüft werden.
Die Eindämmung sei mithilfe schwimmender Barrieren auf dem Fluss Ambarnaja gelungen, sagte die Sprecherin des Krisenstabs am Freitag. Nun sei mit dem Abpumpen des Öls begonnen worden. Russlands Generalstaatsanwalt ordnete eine Überprüfung aller gefährlichen Anlagen in Permafrostgebieten an.
Das Büro des Generalstaatsanwalts teilte mit, Ursache für das Auslaufen des Diesels sei ersten Untersuchungsergebnissen zufolge das «Absacken des Bodens und des Betonfundaments», wodurch der Tank beschädigt worden sei. In Gebieten, die vom Schmelzen des Permafrostbodens betroffen seien, sollten Einrichtungen, von denen eine Gefahr ausgehen könne, «gründlich überprüft» werden.
Russland ist von dem Klimawandel besonders betroffen, weil sich ein Grossteil der wichtigen Infrastruktur in Permafrostgebieten befindet, der wegen der steigenden Temperaturen zu schmelzen beginnt. 65 Prozent des Territoriums besteht aus Permafrost, und schon 2018 hatte das Umweltministerium gewarnt, dass durch den schmelzenden Permafrost Rohrleitungen und Einrichtungen beschädigt werden können und vergrabene giftige Abfälle freigesetzt werden können.
Bei dem Unglück in Norilsk waren am Freitag vergangener Woche 21.000 Tonnen Diesel aus einem Tank ausgelaufen und hatten weite Strecken des Flusses Ambarnaja verschmutzt. Die roten Ölfecken in der Tundra waren selbst aus dem All zu sehen. Umweltschützern zufolge handelte es sich um den schlimmsten derartigen Unfall in der Arktis überhaupt. Die Chefin der russischen Umweltschutzbehörde, Swetlana Radionowa, spricht von einem Unfall «beispiellosen Ausmasses». Ihre Behörde ermittelt derzeit die Umweltschäden.
Russlands Präsident Wladimir Putin forderte das russische Bergbauunternehmen Norilsk Nickel, den Mutterkonzern des Kraftwerkbetreibers NTEK, auf, für sämtliche Kosten der Aufräumarbeiten aufzukommen. Es müssten alle erforderlichen Massnahmen ergriffen werden, «um die Biodiversität und die Umwelt wieder herzustellen», sagte Putin bei einer Videokonferenz mit Norilsk-Nickel-Chef Wladimir Potanin. Zudem müssten alle ähnlichen Anlagen im Land «gründlich analysiert werden».
Konzernchef Potanin schätzte die Kosten für die Reinigungsarbeiten auf rund 10 Milliarden Rubel (130 Millionen Euro) zuzüglich möglicher Geldstrafen. «Wir werden ausgeben, was immer nötig ist. Wir werden das Ökosystem wieder herstellen», versprach er.
Um zu verhindern, dass der Treibstoff den Pjasino-See erreicht, wurden mehrere Ölsperren auf dem Fluss installiert. Laut Katastrophenschutzministerium vom Freitag wurden bislang mehr als 200 Tonnen Dieselöl aus der Umwelt abgepumpt. Bevor das Öl den Fluss erreichte, verschmutzte es bereits 180.000 Quadratmeter Land, wie örtliche Ermittler mitteilten.
Putin hatte am Mittwoch den nationalen Notstand ausgerufen. Er griff den Chef des Kraftwerkbetreibers NTEK scharf an, da die Regierung laut Putin erst zwei Tage später von dem Unglück erfahren hatte.
Der Kraftwerkbetreiber beteuerte hingegen, er habe den Vorfall rechtzeitig gemeldet. Das russische Untersuchungskomitee leitete Ermittlungen wegen Umweltverschmutzung und Verstössen gegen Sicherheitsvorschriften ein. Ein Mitarbeiter von NTEK wurde festgenommen.
Die über dem Polarkreis gelegene Grossstadt Norilsk ist auf Permafrost gebaut. Die klimawandelbedingte Eisschmelze bedroht die gesamte Infrastruktur der Stadt.