Berichte: Russische Geheimdienste inszenieren Demos im Ausland
Laut einer gemeinsamen Recherche mehrerer europäischen Medien setzt Russland Provokateure ein, die bei Demos Stimmung gegen die Ukraine machen.
Das Wichtigste in Kürze
- Russische Geheimdienste inszenieren laut einer neuen Recherche Demos im Ausland.
- Die Provokateure machen Stimmung gegen die Ukraine, Schwedens Nato-Beitritt und mehr.
- Dabei gefilmtes Propaganda-Material wird dann auf Facebook, Tiktok und Youtube verbreitet.
Russische Geheimdienste unterwandern oder inszenieren nach Recherchen mehrerer Medien zu Propagandazwecken Demonstrationen in westlichen Grossstädten. So solle Stimmung gegen die Ukraine gemacht oder der Nato-Beitritt Schwedens erschwert werden, berichtete die «Süddeutsche Zeitung» am Sonntag.
Der gemeinsamen Recherche von «Süddeutscher Zeitung», NDR, WDR, Le Monde (Frankreich), Expressen (Schweden) sowie der skandinavischen Sender DR (Dänemark), NRK (Norwegen) und SVT (Schweden) zugrunde lägen geleakte Unterlagen. Diese sollen aus dem Sicherheitsapparat des Kremls stammen.
Demnach simulieren kleine, bestellte Gruppen in einer europäischen Grossstadt zum Beispiel antitürkische Kundgebungen. Dabei geben sie sich als Ukrainer aus und agitieren gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, um Propagandamaterial zu erzeugen. So solle offenbar der Eindruck einer breiten antiislamischen Stimmung in Europa entstehen.
Beispiele seien etwa eine Demonstration angeblicher Mitglieder einer ukrainischen Gemeinde in Paris Anfang März. Diese hatten mit Hitlergruss und Sturmhaube gegen den türkischen Präsidenten Erdogan demonstriert und die Opfer des verheerenden Erdbebens vom 6. Februar verhöhnt hätten. Der Kreml äusserte sich laut «Süddeutscher Zeitung» auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen.
Provokateure unterwandern andere Demos
Der Recherche zufolge haben Provokateure zudem offensichtlich in mehreren Städten Demonstrationen zu anderen Themen, etwa zu Pflegenotstand, Rentenreform oder Klima, mit Propaganda unterwandert, die sich gegen die Unterstützung der Ukraine richtet. Bei diesen Auftritte in Paris, Den Haag, Brüssel oder Madrid seien zum Teil identische Plakate von denselben Personen benutzt worden, schreibt die «Süddeutsche Zeitung».
Fotos davon seien im Netz aufgetaucht und hätten den Eindruck einer breiten Stimmung gegen die Ukraine suggeriert. Die Verteilung des auf diese Weise produzierten Materials auf Facebook, Tiktok, Telegram oder Youtube sei hauptsächlich von drei Accounts aus Sankt Petersburg gesteuert worden.