Idealer Bösewicht und Held - Rutger Hauer mit 75 gestorben

DPA
DPA

Niederlande,

In Dutzenden Filmen und Serien spielt der grosse blonde Niederländer mit: Eine Rolle machte Rutger Hauer für Fans (fast) unsterblich - der Replikant in «Blade Runner».

Rutger Hauer
Rutger Hauer ist tot. Foto: Claudio Onorati/ANSA - DPA

Das Wichtigste in Kürze

  • Stahlblaue Augen, scharf geschnittene Gesichtszüge, kantiges Kinn, blondes Haar - so sehen gemeine Bösewichter aus oder edle Helden.

Der niederländische Filmstar Rutger Hauer konnte beide auf der Leinwand verkörpern und das mehr als 50 Jahre lang. Nun starb Hauer nach kurzer Krankheit am Freitag - 19. Juli - in seinem Wohnort im Norden der Niederlande, im friesischen Dorf Beetsterzwaag. Er wurde 75 Jahre alt.

Ob Held oder Bösewicht - Eines war Hauer sicher nicht: Ein 0815-Typ, den man schon am Ausgang des Kinos wieder vergessen hat. Aber vor allem wird er mit einem legendären Film verbunden: «Blade Runner» von 1982.

In dem apokalyptischen Science-Fiction-Thriller, der im Jahr 2019 (!) spielt, war Hauer der «Replikant» Roy Batty, eine roboterähnliche Mordmaschine mit zutiefst menschlichen Zügen - also Held und Bösewicht in einem. «Blade Runner» wurde ein Kultfilm und sollte den Durchbruch für Hauer in Hollywood bedeuten.

Im Gegensatz zu seinem damaligen Gegenspieler Harrison Ford wollte Hauer übrigens nicht beim Folgefilm «Blade Runner - 2049» (2017) mitspielen. Der Film sei «überflüssig», sagte der Schauspieler 2018 am Rande der Berlinale in einem Interview.

Rutger Hauer hatte lange noch einen Wohnsitz in den USA. Als seinen Ruhepunkt und «sein Zuhause» sah er jedoch, wie er einmal sagte, seinen Bauernhof in Friesland ganz im Norden der Niederlande. Doch oft war er dort auch nicht. Denn er reiste viel, von Drehort zu Drehort, in vielen Ländern.

Er trat nur selten in der Öffentlichkeit auf. Er wollte seine Arbeit in den Vordergrund stellen, nicht seine Person. Auch an Drehorten hielt sich der Star gerne abseits. So baute er einen alten Lkw zu einem Wohnmobil um. Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer. Und den stellte er gerne abseits vom Film-Trubel in der Natur ab. Mit dem Motorrad fuhr er dann morgens zum Drehort und abends zurück. «Film ist mein Leben», sagte er einmal in einem seiner seltenen Interviews. «Aber man muss sich nicht von dieser Scheinwelt beherrschen lassen.»

Hauer nutzte seine Reisen auch, wie er sagte, um sich umzuschauen. Und dann suchte er Projekte, die er mit seiner Stiftung für HIV-infizierte Kinder und Mütter unterstützen konnte.

Rastlos war er übrigens schon als 15-Jähriger. Er schmiss die Schule, nahm den Seesack und heuerte an. Im Elternhaus bei Amsterdam waren die vier Kinder meistens auf sich gestellt. Die Eltern hätten nur wenig Interesse an ihren Kindern gezeigt, erinnerte sich Hauer einmal. Er kehrte nach einem Jahr auf See zurück, jobbte und landete irgendwann auf der Schauspielschule.

1969 galoppierte der bis dahin unbekannte Schauspieler dann als Ritter «Floris» in die niederländischen Wohnzimmer. Die TV-Serie war ein Mega-Erfolg und markierte auch einen Wendepunkt in der Filmgeschichte. Es war der Beginn der sehr erfolgreichen Zusammenarbeit von Regisseur Paul Verhoeven («Basic Instinct», «Elle»), Drehbuchautor Gerard Soeteman und Hauer.

Der nächste Erfolg des Trios war «Türkische Früchte» (1973), der erfolgreichste niederländische Kinofilm überhaupt. Die leidenschaftliche Liebesgeschichte des rebellischen Paares Olga und Erik traf das Lebensgefühl einer ganzen Generation. Für das prüde Amerika jedoch waren die sehr expliziten Sex-Szenen «noch 20 Jahre später shocking», wie er sich grinsend erinnerte.

Aber Hollywood wurde auf den hochgewachsenen Niederländer mit dem Sex-Appeal aufmerksam - «Türkische Früchte» wurde für einen Oscar nominiert. Wenige Jahre später folgte die nächste Helden-Rolle - wieder unter der Regie von Verhoeven - «Der Soldat von Oranien» (1977) über einen Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg - erneut ein Riesenerfolg.

Nun wagte Hauer den Sprung nach Hollywood. Filmen war sein Leben. «Man schafft eine Welt», sagte er einmal, «die es nicht gibt und die doch genau in diesem Moment Wirklichkeit ist.»

Er spielte in über 100 Filmen mit, darunter, das bleibt nicht aus, auch in vielen B-Filmen. «Ich wollte immer alle Facetten meines Könnens zeigen», sagte er. Doch gerade in den USA wollte man ihn häufig als den Bösen sehen - wie etwa im Action-Thriller «Nachtfalken» (1981) mit Sylvester Stallone oder in «Hitcher, der Highway Killer» (1986). Ihm sei es egal, sagte er einmal, ob er einen Bösewicht oder Helden spielen solle. «Mir geht es um den Charakter.»

Kommentare

Weiterlesen

a
oeuvray kolumne
44 Interaktionen

Mehr aus Niederlande

Bargeld horten Russland
64 Interaktionen
Raoult Studie Hydroxychloroquin Corona
9 Interaktionen
2 Interaktionen