Britin (55) hat wegen Coronavirus Wahnvorstellungen

Die durch das Coronavirus ausgelösten Entzündungen können den ganzen Körper angreifen. Neurologen berichten nun von Corona-bedingten psychischen Störungen.

Coronavirus Gehirn Trojanisches Pferd
Ärzte behandeln einen Patienten, der am Coronavirus erkrankt ist. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Britische Neurologen bringen Erkrankungen des Gehirns mit dem Coronavirus in Verbindung.
  • Besonders dramatisch ist der Fall einer Britin (55): Sie erlitt schwere Wahnvorstellungen.
  • Die neuen Erkenntnisse sind ein weiteres Puzzle-Teil im Bild der Wissenschaft vom Virus.

Die Liste der durch das Coronavirus ausgelösten Krankheiten wird immer länger: Abgesehen von den seit Beginn bekannten Lungenentzündungen mit Komplikationen werden verschiedenste Krankheitsbilder mit dem Virus in Verbindung gebracht.

Neurologen aus Grossbritannien haben nun verschiedene Fälle beschrieben, in denen infolge einer Coronavirus-Infektion neurologische Komplikationen aufgetreten sind. Auch wenn die Studie keine Schlüsse auf die Häufigkeit neurologischer Komplikationen zulässt: Die aufgeführten Beispiele sind dramatisch.

55-Jährige halluziniert und erkennt ihren Mann nicht

Besonders aufsehenerregend ist der Fall einer 55-jährigen Frau. Die Patientin ohne psychiatrische Vorgeschichte wurde aufgrund von Covid-19-Symptomen ins Krankenhaus eingeliefert. Nachdem sich ihr Zustand verbessert hatte, konnte sie dieses nach drei Tagen wieder verlassen.

Doch schon am nächsten Tag vermeldete ihr Ehemann, dass sie sich merkwürdig verhalte. Die Frau war verwirrt und zeigte zwanghaftes Verhalten. Zudem glaubte sie, in ihrem Wohnhaus Löwen und Affen zu sehen. Nachdem sie wieder ins Krankenhaus eingeliefert wurde, berichtete sie von visuellen und akustischen Halluzinationen.

In den Folgetagen verschlechterte sich der psychische Zustand der 55-Jährigen: Sie entwickelte Wahnvorstellungen bis zum Verfolgungswahn und glaubte, ihr Mann sei durch einen Doppelgänger ausgetauscht worden.

Neurologische Symptome verbessern sich nur langsam

Abgesehen vom Fall der 55-jährigen Frau beschrieben die Neurologen 42 weitere Fälle. In allen beschriebenen Fällen entwickelten die Patienten im Rahmen einer Infektion Erkrankungen des Nervensystems.

Coronavirus Gehirn Schäden Neurologen
Neurologen konnten verschiedene Erkrankungen des Gehirns infolge einer Infektion mit dem Coronavirus nachweisen. (Symbolbild) - Keystone

In zehn der 43 Fälle kam es zu psychischen Störungen: Die Patienten, welche alle über 50 waren, zeigten Verwirrtheitszustände. Die häufigste neurologische Erscheinung waren Entzündungen im zentralen Nervensystem (zwölf Fälle).

In den allermeisten Fällen gingen die neurologischen Erscheinungen über den Verlauf der nächsten Wochen zurück: Die meisten Patienten erholten sich, wenn auch in einigen Fällen langsam, von den Erkrankungen.

Studie zeigt Wissenslücken der Forschung zum Coronavirus

Die veröffentlichte Studie beschreibt lediglich Krankheitsbilder, ohne diese zu interpretieren. Dennoch fügen sich die Erkenntnisse als neue Puzzle-Teile im noch sehr lückenhaften Bild des Coronavirus ein.

Seit längerem wird eine ganze Reihe verschiedenster Entzündungen infolge der Corona-Infektion beobachtet. Während in einer ersten Phase besonders die Lunge betroffen ist, kommt es in der Folge zu einer Überreaktion des Immunsystems. Die Folge dessen sind Entzündungen, die an verschiedensten Orten im Körper auftreten können.

Coronavirus Covid-Zeh Krankheit
Ein Patient mit «klassischen» Frostbeulen an den Zehen. Der Covid-Zeh zeigt das gleiche Krankheitsbild wie die Erfrierung. - Public Domain

Während einige Menschen am sogenannten «Covid-Zeh» erkranken, tritt bei einigen infizierten Kindern eine Krankheit ähnlich dem Kawasaki-Syndrom auf. Bei beiden handelt es sich um Entzündungs-Erscheinungen in ganz verschiedenen Körperbereichen. Die britischen Neurologen legen nun nahe, dass Corona-bedingte Entzündungen auch im Gehirn auftreten können.

Warum das Coronavirus über einen längeren Zeitraum verschiedenste Entzündungen auslösen kann, bleibt weiter im Dunkeln. Doch jedes Puzzleteil lässt die Wissenschaftler das Virus etwas besser verstehen. Damit bleibt die Hoffnung auf eine effiziente Bekämpfung des Virus selbst und der verschiedenen Komplikationen weiter bestehen.

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