Corona trifft Air France-KLM und British-Airways-Mutter IAG
Die Zahlen des zweiten Quartals zeigen deutlich, wie schwer die Corona-Krise die Airlines getroffen hat. Vor allem das Geschäft auf der Langstrecke liegt weiter am Boden.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Zusammenbruch des Luftverkehrs in der Corona-Krise hat die British-Airways-Mutter IAG und die französisch-niederländische Air France-KLM schwer erwischt.
Verluste in Milliardenhöhe und düstere Aussichten für die nächsten Jahre treiben die Konzernspitzen zu drastischen Massnahmen und herben Einschnitten. So kündigte die niederländische KLM am Freitag den Abbau von bis zu 5000 Stellen an, und die British-Airways-Mutter IAG will sich frische Milliarden von Anlegern besorgen. Für viele grosse Langstreckenflugzeuge bedeutet die Krise das Aus. Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten schlecht an.
Zu IAG gehören neben British Airways auch die spanischen Fluggesellschaften Iberia und Vueling, die irische Aer Lingus sowie die Eigengründung Level. Air France-KLM ist auch unter den Marken Hop! und Transavia unterwegs. Im zweiten Quartal war der Flugverkehr fast vollständig zusammengebrochen. Inzwischen läuft er nur schrittweise wieder an. Vor allem das Geschäft auf der Langstrecke liegt weiter am Boden.
Daher trauen sich weder IAG-Chef Willie Walsh noch sein Kollege Benjamin Smith von Air France-KLM eine belastbare Geschäftsprognose für das laufende Jahr zu. «Die Unsicherheiten rund um die Gesundheitslage, die Öffnung von Grenzen und die allgemeine wirtschaftliche Situation sind sehr gross», sagte Smith. Auch im zweiten Halbjahr dürfte bei seinem Konzern daher ein signifikanter operativer Verlust anfallen.
Smith mahnte, sein Unternehmen müsse sich auf ein komplett verändertes Verhalten seiner Kunden einstellen und sein Geschäft noch schneller umbauen. Das bedeutet wie bei vielen Airlines: Auch in den kommenden Jahren wird deutlich weniger geflogen als vor der Krise. Und für viele Arbeitsplätze in der Luftfahrt heisst es das Aus.
So kündigte die niederländische Air-France-Schwester KLM an, die Zahl ihrer Vollzeitstellen im kommenden Jahr um 4500 bis 5000 Vollzeitjobs auf 28 000 zu senken. Air France hat bereits angekündigt, bis 2022 rund 7500 Stellen zu streichen. Damit der Konzern die Krise überhaupt überlebt, haben die Regierungen von Frankreich und den Niederlanden Kredite in Milliardenhöhen zur Verfügung gestellt.
Auch bei IAG stehen Tausende Jobs auf der Streichliste - und der Konzern braucht zusätzliches Geld. Jetzt will Walsh die Bilanz mit einer Kapitalerhöhung von bis zu 2,75 Milliarden Euro stärken.
Die Zahlen des zweiten Quartals zeigen deutlich, wie schwer die Corona-Krise die Airlines getroffen hat. Bei IAG stand unter dem Strich ein Verlust von 2,1 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 736 Millionen ein Jahr zuvor. Der Umsatz brach im Jahresvergleich um 89 Prozent auf 741 Millionen Euro ein. Walsh erwartet, dass es mindestens bis zum Jahr 2023 dauert, bis der Flugverkehr wieder das Niveau von 2019 erreicht. Damit steht er in der Branche nicht allein.
Bei Air France-KLM stand im zweiten Quartal unter dem Strich ein Verlust von 2,6 Milliarden Euro. Nach den ersten sechs Monaten liegt das Minus damit bereits bei 4,4 Milliarden Euro. Der Umsatz brach nun im zweiten Quartal um 83 Prozent ein. Auf die ersten sechs Monate gesehen betrug der Rückgang mehr als die Hälfte auf 6,2 Milliarden Euro. Auch dank der Staatshilfe verfügte Air France-KLM Ende Juni allerdings über eine Liquidität von 14,2 Milliarden Euro.