Cannes: Frankreichs Präsidenten und der rote Teppich
Frankreichs Präsidenten weihen Museen ein und eröffnen Buch- und Landwirtschaftsmessen. In Cannes über den roten Teppich ist jedoch noch keiner gelaufen. Zuviel Glamour?
Das Wichtigste in Kürze
- Noch nie ist ein französischer Präsident über den roten Teppich in Cannes gegangen.
- Cannes sei für einen Staatschef ein politisch komplizierter Ort.
- Das Festival ist ein weltweites Schaufenster der französischen Filmindustrie, gleichzeitig aber auch ein Schaulaufen.
Der französische Staatschef Emmanuel Macron mischt in Cannes zwar in dem dokumentarischen Road-Movie «On the Road in France» mit. Auf dem roten Teppich wird er jedoch nicht zu sehen sein. Wie keiner der Präsidenten in der langen Geschichte des Festivals, das erstmals im Jahr 1946 stattfand.
An Versuchen, Frankreichs Staatsoberhäupter nach Cannes zu locken, hat es nicht gefehlt. So hat Gilles Jacob, der das Festival lange geleitet hat, einst bei Jacques Chirac einen Vorstoss gewagt. Der Anlass dazu war der 50. Geburtstag des Festivals.
Der heute 85-Jährige kam zwar nach Cannes, aber nur zu einem Mittagessen mit der Jury und deren Präsidentin Isabelle Adjani. Den roten Teppich mied Chirac. Seine Tochter und Beraterin, Claude Chirac, soll es ihm verboten haben.
Frankreichs Präsidenten lassen Museen und Kultureinrichtungen erbauen wie das Centre Georges Pompidou mitten in Paris, eine Initiative von Georges Pompidou, und das Museum für aussereuropäische Kulturen Quai Branly, das auf Chirac zurückgeht. Sie eröffnen Buch- und Landwirtschaftsmessen und besuchen Foto-und Theaterfestivals wie die in Arles und Avignon.
Nur auf dem roten Teppich in Cannes war bislang noch kein Präsident dabei. Warum? Zuviel Glamour und Pailletten? Cannes sei für einen Staatschef ein politisch komplizierter Ort, sagte dazu Franck Louvrier, einst Kommunikationsberater des Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy. Einerseits sei das Festival ein weltweites Schaufenster der französischen Filmindustrie, andererseits sei es mehr noch ein Schaulaufen, sagte Louvrier der französischen Zeitung «Le Monde».